Nachruf: Karikaturist Fritz Behrendt ist tot
Seine Kritik brachte ihn in Ost-Berlin ins Gefängnis.
Amsterdam. Als Elfjähriger sah Fritz Behrendt 1936 bei den Olympischen Spiele in Berlin Adolf Hitler dicht an sich vorbeimarschieren. Er griff zum Zeichenstift. Das Bild wurde zur ersten politischen Karikatur des später international hochgeehrten deutschen Zeichners, der am Donnerstag mit 83 Jahren in seiner holländischen Wahlheimat starb.
Behrendts treffsichere Karikaturen erschienen über Jahrzehnte in renommierten Publikationen - darunter "Der Spiegel", die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die "New York Times", das "Time"-Magazin, die Züricher "Weltwoche" sowie viele Zeitungen der Niederlande.
Immer wieder hat der bekennende Sozialist, der 2002 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, Diktatoren und andere düstere Figuren der Weltgeschichte mit dem Zeichenstift bloßgestellt. Zu den Mächtigen, mit denen Behrendt sich anlegte, gehörte einst auch Erich Honecker.
Damals noch als Chef der staatlichen DDR-Jugendorganisation FDJ hatte Honecker den Ex-Berliner, der 1937 mit seiner jüdischen Familie vor den Nazis nach Amsterdam geflohen war, eingeladen.
Mit Kritik hielt sich Behrendt auch in Ost-Berlin nicht zurück. Bald fand sich der niederländische Staatsbürger als politischer Häftling in einem ostdeutschen Gefängnis wieder. Erst nach sechs Monaten kam er auf Drängen der Niederlande frei.
Eine Art Rehabilitation erfuhr der linke Künstler Mitte der 1950er Jahre, als ein einst von ihm gezeichneter Entwurf für das neue offizielle DDR-Staatswappen verwendet wurde. Zwölf Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Behrendt mit einer großen Ausstellung in der Nikolaikirche seiner Geburtsstadt Berlin geehrt.