Theaterpreis Faust: Die Szene feiert ihre Besten
Der Nestor des Jugendtheaters, Volker Ludwig, wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Stuttgart. In insgesamt acht Kategorien wurden am Samstag Schauspieler, Regisseure und Bühnenbildner ausgezeichnet; die Gewinner kommen aus Dresden, Frankfurt, Hamburg und Berlin.
Außerdem wurde Volker Ludwig, Gründer des legendären Berliner "Grips"-Theaters, für sein Lebenswerk geehrt. Selbstbewusst rückte die Szene damit das Kinder- und Jugendtheater ins Zentrum. Der wichtige Regie-"Faust" ging an Andreas Kriegenburg, als bester Schauspieler darf sich Ulrich Matthes freuen.
Die Veranstaltung in der Staatsoper Stuttgart geriet diesmal niveauvoll. Bundespräsident Horst Köhler würdigte die Verdienste der Theater und warnte davor, in wirtschaftlich prekären Zeiten stets zuerst an der Kultur zu sparen.
"Gerade unruhige, gerade schwere und ungemütliche Zeiten brauchen das Theater", sagte Köhler.
Ludwig (71) interpretierte seine Auszeichnung als "Treueschwur" und "Bekenntnis" der Szene, des Deutschen Bühnenvereins und der Politik zu den Kinder- und Jugendtheatern.
Die ganze Welt schaue voller Neid auf die deutsche Theaterlandschaft, "da ist es doch ein Skandal, dass viele Kinder und Jugendliche bei uns nie ein Theater zu Gesicht bekommen", sagte Ludwig.
Er gilt als Vater aller Kinder- und Jugendtheater. Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein, bezeichnete ihn als "Revolutionär des Kindertheaters".
Die Hauptstadt heimste außerdem zwei weitere Preise ein: Olaf Altmann wurde für sein Bühnenbild zu "Die Ratten" am Deutschen Theater geehrt. Der Schauspieler Ulrich Matthes überzeugte die Akademie mit seiner Rolle als "Onkel Wanja".
Das erfolgsverwöhnte Thalia Theater in Hamburg bekam den wichtigen Regie-"Faust" im Schauspiel: Andreas Kriegenburg erhielt ihn für seine Inszenierung von Dea Lohers "Das letzte Feuer".
Ebenfalls in die Hansestadt ging der Preis "Beste Regie Kinder- und Jugendtheater". Der Regisseur Kristo Sagor erhielt ihn für seine Inszenierung "Törleß" am Deutschen Schauspielhaus.
Beim Musiktheater ging der Regie-"Faust" nach Frankfurt, wo Christof Loy mit seiner Inszenierung von Mozarts "Così fan tutte" überzeugte. Der Preis für Choreografie wurde William Forsythe für seine Choreographie "Yes we can’t" am Festspielhaus Hellerau verliehen.
Die sächsische Szene schleppte zwei Auszeichnungen ab, denn auch die Opernsängerin Iris Vermillion wurde für ihre "Penthesilea" geehrt. Geehrt wurde der Tänzer Kenji Takagi vom Tanztheater Wuppertal für sein Solo in "Bamboo Blues".
Die Preisverleihung wandert durch das Land, war schon in Essen und München zu Gast. 2010 geht sie erneut nach Essen, das dann Kulturhauptstadt Europas sein wird.
Einziger Wermutstropfen der Gala, bei der TV-Entertainer Harald Schmidt das Publikum mit einer "Udo-Jürgens-Nummer" erfreute, waren drei fehlende Preisträger: Bühnenbildner Olaf Altmann, Christof Loy und William Forsythe.