Tatort-Kritik Der höllische Heinz - So ist der neue Tatort aus Weimar
Das Tatortjahr beginnt mit einem Western-Krimi aus Weimar. Wer von der Silvesterparty noch nicht ganz ausgenüchtert ist, dürfte vom Neujahrstatort etwas irritiert sein...
Mitten im wilden Weimar wird ein toter Indianer aus der Ilm gefischt. Das Opfer ist schnell identifiziert: Es ist Häuptling „Einsamer Wolf“ aus der Westernshow. Der Häuptling heißt eigentlich Wolfgang Weber und war Besitzer und Gründer der Westernstadt „El Doroda“. Als dann auch noch der abgetrennte Kopf von Longhorn Eddie im Bett von Geschäftsführer Heinz auftaucht ist der Fall perfekt.
In „El Doroda“ leben gut ein Dutzend Aussteiger ihren Karl May-Fetisch. Bei den Westernshows dieser „fundamentalistischen Westerfanatiker“ wird selbst dem Zuschauer das letzte abverlangt: „Ohne Kostüm geht da gar nichts“, weiß Kira Dorn (Nora Tschirner). Ehemalige Politessen und Professoren geben am Eingang ihr altes Leben ab und werden zu Goldwäschern, Bardamen, Cowboys oder eben Indianern. Um in diesem Umfeld souverän Ermitteln zu können, müssen Kira Dorn und Lessing (Christian Ulmen) zu außergewöhnlichen Mitteln greifen. Zumindest Kira Dorn mischt sich undercover als Cowgirl Lotta unter das illustre Volk.
In diesem Szenario kann der Weimarer Tatort seinen detailverliebten Klamauk perfekt ausspielen. Lotta hat reiten auf einer Amish-Farm in Pennsylvania gelernt. Samstags ist da immer Pferdekino und zuletzt hat sie bei „Horses on Ice“ in Finnland gearbeitet. Dorn ist mit dieser Geschichte schnell fester Teil der fanatischen Gemeinde und kommt schnell voran. Lessing hat es mit seiner klassischen Herangehensweise deutlich schwerer in „El Doroda“. Er muss erst die Biker verjagen, um sich Respekt im wilden Osten zu verdienen.
„El Doroda“ ist die reichste Stadt im Wilden Osten
Hinter dem Mord steckt mehr als anfangs vermutet. „El Doroda“ steht nämlich auf einem Vorkommen seltener Erden und nach dem Tod von Einsamer Wolf ist die Besitzfrage nicht nachhaltig geklärt. Das Grundstück ist deutlich mehr wert, als die paar Holzhütten auf ihm.
Kalauer und tief tragische Passagen geben sich im Saloon die Klinke in die Hand. Der Film ist kurzweilig und spannend erzählt. Immer dann, wenn die Handlung in „El Doroda“ Gefahr läuft ins Absurde zu kippen, findet der Film den passenden Übergang zurück in die „echte“ Welt. Auch wenn der mit Fackeln und Mistgabeln schwingende Westernmob in der Eingangsszene realistischer wirken, als so mancher Tatort aus Westdeutschen Großstädten, bietet der Krimi in erster Linie leichte Unterhaltung.
Wer von der Silvesterparty noch nicht ganz ausgenüchtert ist, dürfte vom Neujahrstatort etwas irritiert sein und auch wer zwischendurch mal nicht aufpasst, wird von den verschiedenen Szenarien schnell überfordert sein. Die Kombination gelingt aber sehr gut.
Aber, ähnlich wie beim Münsteraner Tatort - gilt auch hier - wer bisher nichts mit dem Lessing und Dorn anfangen konnte, wird auch mit dem neuen Fall aus Weimar nicht warm werden.