Drama: "Unbeugsam" - Widerstand im Wald
In „Unbeugsam“ spielt Daniel Craig einen polnischen Partisanen, der sich vor den Nazis versteckt.
Es ist kalt, der Atem steht in Schwaden vor dem Gesicht. Hinter sich spürt Tuvia Bielski (Daniel Craig) seine Verfolger, vor sich den Wald, scheinbar undurchdringlich, düster und todbringend. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, er muss weiter durchs unwägbare Geäst, vor den Nazis flüchten, die gerade seine Eltern umgebracht haben, und nach seinen drei Brüdern suchen, die in eine andere Richtung gerannt sind.
Noch weiß Bielski nicht, dass der Wald für die nächsten vier Jahre sein Zuhause sein wird, dass er, gemeinsam mit anderen Juden, eine kleine Gemeinde aufbauen wird, die immer wieder, wenn ihr Stützpunkt entdeckt wird, weiterziehen muss, die sich aber nicht unterkriegen lässt und am Ende des Zweiten Weltkriegs über 1200Mitglieder zählt.
Die Geschichte der Bielski-Brüder, polnischer Juden, die sich in den Wäldern des heutigen Weißrusslands vor den Nazis versteckten, ist wahr. Aufgeschrieben hat sie die Soziologieprofessorin Nechama Tec, deren Eltern den Holocaust bei den Bielski-Partisanen überlebten.
Dass sich ausgerechnet Pathos-Filmer Edward Zwick ("Legenden der Leidenschaft") des sensiblen Stoffs angenommen hat, ist einerseits logisch, weil es darin um seine Lieblingsthemen geht: Mut, Selbstüberwindung, nicht zuletzt die Frage, ob Gewalt friedensstiftend wirken kann, was Zwick auch hier wieder mit Nachdruck unterstreicht.
Andererseits unterwirft sich ein nackter Überlebenskampf, gedehnt über mehrere Jahre, verschärft durch Hunger, Krankheit und Meuterei, nur unwillig den Regeln eines Unterhaltungsfilms. Zumindest nicht, ohne das eigentlich unvorstellbare Martyrium gefühlig zu entschärfen.
Und genau das wird zum Hauptproblem von "Unbeugsam - Defiance". Zwick ist das epische Melodram wichtiger als die wahrhaftige Qual seiner Hauptfiguren. Deswegen hat man als Zuschauer auch immer ein bisschen den Eindruck, dass das, was man auf der Leinwand sieht, bezahlter Abenteuerurlaub ist, dummerweise unterstützt durch die Tatsache, dass ausgerechnet der aktuelle Bond-Darsteller den robusten Helden ohne Fehl und Tadel gibt.
Was nicht heißen soll, dass Craig eine Fehlbesetzung ist. Nuancenreich bringt er die Zerrissenheit seiner Rolle zwischen Verantwortungsgefühl für die Gruppe und Rachegelüsten wegen seiner Eltern auf den Punkt. Trotzdem erhält man nie den Eindruck von Authentizität, der für ein Leidensdrama, gerade mit realem Hintergrund, so wichtig wäre.
Dem Ensemble, darunter Liev Schreiber ("Der Manchurian-Kandidat") und Jamie Bell ("Billy Elliott"), ist es zu verdanken, dass der Film nicht zur holzschnittartigen Kriegsrevue wird. Ohne diese gekonnte Darstellerleistung wäre "Defiance" bloßes Papiertheater mit Waldkulisse.