Fantasy-Romanze/Wen die Geister lieben: Wenn ein Ekel sich verliebt
Ricky Gervais brilliert in „Wen die Geister lieben“.
Düsseldorf. Meistens sind es ja die widerwärtigen Charaktere, die man lieb gewinnt. Bertram Pincus (Ricky Gervais) ist so ein Fall. Der zynische und hochneurotische Zahnarzt kapselt sich am liebsten von der Restwelt ab, weil er Menschen für dumm, unhygienisch, distanzlos, schlicht: lächerlich hält.
Sich selbst nimmt er da noch nicht mal aus, vielleicht abgesehen davon, dass seine Körperhygiene selbstverständlich vorbildlich und sein Intellekt schneidend sind.
Aber der Einzelgänger weiß sehr wohl um die Armseligkeit seiner selbstgewählten Isolation und hat sich dementsprechend wohl irgendwann damit abgefunden, dass er mit seinem teigigen Mondgesicht keine abbekommt.
Wann und warum er so wurde, wird der Zuschauer nie erfahren, und das ist etwas, was "Wen die Geister lieben" sehr gut macht. Der Film versucht seine unsympathische Hauptfigur auf ihrem allmählichen Weg der Läuterung nicht psychologisch zu hinterfragen. Er ist einfach ein Ekel. Punkt! Und irgendwann wird er merken, dass es sich nicht lohnt, eins zu sein.
Der Grund dafür, ist ein Ruf aus dem Jenseits: Bei einer Darmspiegelung dosiert die Anästhesistin die Betäubung zu hoch. Pincus ist kurz klinisch tot, was er, als er erwacht, natürlich nicht weiß.
Trotzdem ist etwas anders. Plötzlich sind noch mehr Menschen auf der Straße als sonst. Und diese vielen Individuen scheinen überaus erfreut zu sein, den Miesepeter zu sehen.
Erst nach und nach kriegt Pincus spitz, woher die kollektive Begeisterung rührt. Es sind allesamt Tote, die in einer Art Zwischenwelt dazu gezwungen sind, so lange als Geister auf der Erde zu verharren, bis sie ihre irdischen Fehler wettgemacht haben.
Nur stellt sich das schwierig dar, wenn man keinerlei Möglichkeit hat, mit den Lebenden in Kontakt zu treten. Pincus ist für sie eine Einfalltür zur Erlösung - was den passionierten Menschenhasser natürlich nervt.
Besonders hartnäckig ist der Geist von Frank Herlihy (Greg Kinnear), einem einst erfolgreichen Geschäftsmann, den ein Herzinfarkt dahinraffte.
Er bittet Pincus, seine Frau Gwen (Téa Leoni) von ihrem neuen Lebensgefährten zu befreien. Normalerweise wäre Pincus das Leid anderer egal - wäre die Witwe nicht so wunderschön...
Diese Fantasy-Farce mit romantischem Einschlag lebt in erster Linie von ihrem Hauptdarsteller, dem britischen Star-Komiker Ricky Gervais. Seine subversive Weltsicht schützt die an sich rührselige Story vorm Abgleiten in Kitschgefilde. Statt Schmachten heißt es hier hämisch Kichern.
Wertung: 4 von 5 Sternen