Internationales Filmfestival von Locarno: Deutsches Kino setzt Akzente
Wettbewerb: Das Filmfestival von Locarno zieht tausende Cineasten an.
Locarno. Mehr als 8000 Zuschauer kommen allabendlich zu Freiluftaufführungen der 63. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals von Locarno. Das deutsche Kino setzte mit der Uraufführung der französisch-deutschen Koproduktion "Au Fond des Bois" von Regisseur Benoît Jacquot gleich zur Eröffnung am Mittwoch einen kraftvollen Akzent.
Der deutsche Wettbewerbsbeitrag "Im Alter von Ellen" von Regisseurin Pia Marais fesselt vor allem durch die Präsenz von Hauptdarstellerin Jeanne Balibar. Sie fasziniert als nicht mehr junge Stewardess, die ihrem Dasein durch einen radikal neuen Lebensweg Sinn verleihen will.
Auch im internationalen Wettbewerb, in dem 18 Filme um die begehrten Silbernen und Goldenen Leoparden konkurrieren, dominierten in den ersten Tagen harte Filme. Aus dem Angebot ragt bisher die serbisch-deutsch-schwedische Gemeinschaftsproduktion "Beli beli svet" von Regisseur Oleg Novkovic heraus, der das Leben einer Gruppe von Menschen in einer heruntergekommenen Minenstadt in Serbien beleuchtet. Der Film erhielt außerordentlich starken Beifall und gilt vielen als ein erster Anwärter auf einen der Preise des Festivals.
Den größten Publikumszuspruch von den außer Konkurrenz gezeigten Filmen fand bisher die isländische Komödie "Kings Road" mit dem deutschen Schauspieler Daniel Brühl in einer der Hauptrollen. Auch Regisseurin Valdis Óskarsdóttir erzählt vom Leben Armer und Ausgestoßener. Gut möglich, dass die hintersinnige Komödie den durch eine Umfrage ermittelten Publikumspreis erringt.
Mit besonderem Interesse wurde "LA. Zombie" (Deutschland/USA/Frankreich) des Kanadiers Bruce LaBruce erwartet. Der Underground-Regisseur erzählt die krude Story eines Zombies, der durch Sex Tote erweckt. Der Film war vorab als Kandidat für einen Skandal gehandelt worden. Der blieb aus - das Publikum reagierte gelangweilt.