Pablo Pineda: Der Schauspieler mit Down-Syndrom
Porträt: Der 34-Jährige hat einen Uni-Abschluss und ist regelmäßiger Gast in Fernsehsendungen.
Barcelona. Er muss sich im Leben alles hart erkämpfen: Examen, Job und Anerkennung. Pablo Pineda hat das Down-Syndrom. Jetzt spielt der 34-jährige Spanier die Hauptrolle in der traurigen und ironischen Liebesgeschichte "Me too - Wer will schon normal sein?", die momentan in den Kinos läuft. Die Filmemacher Álvaro Pastor und Antonio Naharro übernahmen vieles aus dem ungewöhnlichen Leben von Pineda in ihr Drehbuch.
Dass er mit dem Down-Syndrom geboren wurde, dass er "anders" ist, erfuhr Pablo Pineda nicht von seinen Eltern, sondern von einem Lehrer. Dieser fragte den damals Siebenjährigen, ob er denn wisse, was der Begriff Down-Syndrom bedeute - doch der Schüler kannte den Ausdruck nicht einmal und fragte, ob das bedeutete, dass er dumm sei. Der Lehrer antwortete: "Nein." Pineda war der erste Schüler, der mit Down-Syndrom an eine öffentliche Schule ging. Heute besucht die Mehrzahl der spanischen Schüler mit Down-Syndrom eine reguläre Schule.
Den Begriff Behinderung oder Handicap will der 34-Jährige deswegen nicht akzeptieren. Für Pineda ist sein Down-Syndrom nicht mehr "als ein persönliches Merkmal". Kürzlich sagte er der "Welt Online": "Das größte Manko der Gesellschaft ist, das Anderssein nicht verstehen zu können. Aus dem Nichtverstehen heraus etikettiert man. Die Homosexuellen’, die Immigranten’, bis hin zu den Frauen’. Das Andere, da wissen viele nicht, wie man es behandeln soll. Sie isolieren es, verkindlichen den Umgang mit ihm, oder sie meiden es schlichtweg. Es entstehen Stereotype, Vorurteile."
Doch Pablo Pineda will sich den Vorurteilen nicht unterwerfen. Er ist der erste Europäer mit Down-Syndrom, der 2004 mit 29 Jahren einen Hochschulabschluss erworben hat. Er will Menschen mit dem Down-Syndrom eine Stimme geben - und ist deswegen zu Gast in zahlreichen Fernsehsendungen, gibt Interviews, stellt sich den Fragen. Er betont: Eltern von Kindern mit Down-Syndrom "brauchen jemanden, der ihnen zeigt und sagt: Dein Kind kann es.’ Und ich will ja auch einem Teil der Bevölkerung ein Gesicht geben, der so gut wie nie eine Nachricht wert war."
Die Geschichte des 34-Jährigen inspirierte die Regisseure Antonio Naharro und Álvaro Pastor zu dem Film "Me too" ("Ich auch"). Kurz, nachdem sie einen Kurzfilm zu dem Thema Behinderung drehten, sahen sie Pineda im Fernsehen. Er beeindruckte die Filmemacher. Sie drückten es später so aus: "Er stand auf einer Brücke, im Niemandsland zwischen zwei Welten, zwischen seiner Behinderung’ und der sogenannten Normalität’. So entstand die Figur des Daniel."
Naharros Schwester Lourdes hat ebenfalls das Down-Syndrom, genau wie die Tochter des Produzenten Julio Medem. Den Regisseuren ist die Behinderung also nicht unbekannt. Vielleicht beschlossen sie auch deswegen, "dass nur Pablo selbst Daniel spielen konnte".
Die Rolle in "Me too" ist Pinedas erste Rolle als Schauspieler. Für seine Darstellung des Daniel wurde er beim Filmfestival in San Sebastian als bester Schauspieler ausgezeichnet und war für den Goya 2010, den wichtigsten spanischen Filmpreis, nominiert.