Trash-Spass: "Death Proof" - Am Highway ist die Hölle los

Das neue Werk von Quentin Tarantino, „Death Proof“, setzt den trashigen B-Movies der 60er und 70er Jahre ein Denkmal.

<strong>Düsseldorf. Der Mann ist ein Nostalgiker. Das hat uns Quentin Tarantino mit jedem seiner Filme bewiesen. In seinem neuesten Streich hat der Kultregisseur mal wieder tief in den hintersten Ecken der Filmregale gewühlt und setzt mit "Death Proof" den B-Movies der 60er und 70er Jahre eine haarsträubend komisches und wahnsinnig brutales filmisches Denkmal. Ursprünglich als Double-Feature zusammen mit Robert Rodriguez’ Zombie-Splatter-Schlacht "Planet Terror" als Hommage an die alten Grindhouse-Formate (zwei Filme eines oder mehrerer Genres zusammen als eine Vorstellung im Doppelpack) geplant, kommen die Filme bei uns nun separat ins Kino. Und Tarantino versteht es meisterhaft, sich an diesen Schmuddelfilmen zu orientieren, sie zu imitieren und in die Gegenwart zu transportieren. Dabei verzichtet der Regisseur konsequenterweise auf jegliche Art der Computer-Animation.

Wie eine Klapperschlange schleicht sich Stuntman Mike heran

Der Zweiakter beginnt in einer schummrigen Bar in der Wüste Texas. DJane Jungle Julia (Sydney Tamilia Poitier) und ihre coolen Freundinnen saufen, flirten, kichern und ahnen natürlich nicht, dass hinter dem geheimnisvollen Fremden an der Bar der Tod lauert. Wie eine Klapperschlange schleicht sich der PS-vernarrte und vernarbte Stuntman Mike (Kurt Russell) an sie heran. Er umkreist die langbeinigen Chicas, becirct sie mit seiner Raspelstimme und beißt dann zu. Wenn sie mit ihren Autos auf die Landstraße einbiegen, bringt er seinen schwarzen Dodge auf Hochtouren. In einem perversen Akt werden die Frauen von seinem stahlhartem Geschoss (man kann auch Penis-Verlängerung dazu sagen) zur Strecke gebracht, dass die Körperteile nur so über den Highway fliegen.

So grausam und kaltblütig Stuntman Mike die vier Mädels mit seinem death proof, also todsicheren Auto von einer Sekunde zur nächsten in den Tod befördert, so übel wird ihm selbst im zweiten Teil der Geschichte zugespielt. Nach dem Auftritt des ersten Frauen-Trios und einer fast einstündigen Exposition, stellt Tarantino die Uhr auf Null, um die nächste Frauenmannschaft rund um Stuntfrau Zoë ins Rennen zu schicken.

So brutal das bisweilen auch sein mag, das Augenzwinkern herrscht in dieser Polaroidwelt vor und geht soweit, dass auch die filmischen Mittel seiner Vorgängerwerke zum Einsatz kommen. Ein Handyklingelton lässt etwa die legendäre Pfeif-Melodie von "Kill Bill" ertönen, und dessen Signalfarben gelb und schwarz finden sich sogleich an einem Ford Mustang wieder.

Dazwischen: Immer wieder auch das ästhetische Zitieren der guten alten Filmzeit. Als wäre der Kinostreifen durch Dutzende Vorführungen völlig verschlissen, als gäbe es einen Spulenwechsel mit Tonsprüngen und grüne Streifen auf einem schmutzigen Bild, flackern manche Sequenzen über die Leinwand.

Tarantino serviert uns mit "Death Proof" die Ingredienzen, die wir bereits von seinen früheren Filmen kennen: lässige und witzige Dialoge, Fußfetischisten, kaltblütige Morde, einen genialen Soundtrack, gespickt mit Hits der 1960er und 70er Jahre und großartige Schauspieler. Allen voran Kurt Russell als Stuntman Mike und eine gewaltige, geballte Frauenpower. "Death Proof" mag vielleicht nicht Tarantinos bester Film sein - ein großer, hirnloser Trash-Spaß ist er allemal.

Kindheit Quentin Jerome Tarantino wurde am 27. März 1963 in Knoxville/Tennessee geboren. Seine Freizeit verbrachte er bevorzugt in kleinen Vorstadtkinos, die Martial-Arts-Filme und B-Movies zeigten.

Ausbildung Tarantino hat nie eine Filmschule besucht. Vor seiner Kinokarriere arbeitete er als Kartenabreißer in einem Porno-Kino und als Kassierer in einem Videoladen.