NRW-Kunstpreis für Helge Schneider „Ich sammle Preise, nananana“
DÜSSELDORF · Helge Schneider hat den Kunstpreis NRW bekommen. Was Ministerpräsident Hendrik Wüst über ihn denkt. Und wie sich der Preisträger bedankt.
Dass Helge Schneider den Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen bekommt - darüber mag manch einer den Kopf schütteln, der so gar nichts mit dem Humor des genialen Quatschmachers anfangen kann. Doch Hendrik Wüst gehört ganz offensichtlich nicht zu diesen Kopfschüttlern. Der NRW-Ministerpräsident spricht jedenfalls in seiner Laudatio im Düsseldorfer Ständehaus von dem „wahren und unerreichten“ Helge Schneider. Von dem „Schriftsteller, Film- und Theaterregisseur, Schauspieler, Jazzmusiker, und Witzeerzähler, dem legendäre Multitalent und dem großartigen Menschen“. Der sei „ne echte Type“, der die Improvisation wie kein anderer zur Perfektion getrieben hat“.
Warum Künstliche Intelligenz
hier nicht weiterhilft
Nicht Wüst hat bestimmt, dass der Mülheimer in diesem Jahr den NRW-Kunstpreis bekommt. Es war eine Jury, bestehend aus Salomon Bausch von der Pina Bausch Foundation, dem Komponisten Volker Bertelmann, der Rektorin der Kunstakademie Düsseldorf, Donatella Fioretti, dem Autor Florian Illies und der Künstlerin Anys Reimann. Obwohl nicht selbst zur Jury gehörend, hatte NRW-Kulturministerin Ina Brandes offenbar guten Einblick in die Entscheidungsfindung. Die Jury habe stundenlang miteinander gerungen, „und dann hat aus der Tiefe des Raumes Salomon Bausch gesagt: Was ist eigentlich mit Helge Schneider? Dann war die Sitzung zu Ende und wir sind einen trinken gegangen“, schildert sie.
Helge Schneider plaudert da noch am gedeckten Tisch mit dem Ministerpräsidenten. Und als Wüst zu seiner Lobrede ansetzt, da dürfte er sich doch sehr geschmeichelt gefühlt haben. Wird er doch in eine Reihe von sehr besonderer Kulturprominenz eingeordnet. „Nordrhein-Westfalen war immer ein Magnet für Avantgarde“, sagt Wüst und nennt Pina Bausch, Max Ernst, Joseph Beuys. „Künstlerinnen und Künstler bereichern das Land. Mit Kreativität, Offenheit und auch mit Lust, Neues zu machen. Ihre Kunst hilft uns, außerhalb der gewohnten Bahnen zu denken, zu hören, zu sehen und zu fühlen.“
Für diese kreative Entfaltung stehe Helge Schneider wie kaum ein anderer - für den Mut, Neues zu wagen und Grenzen auszuloten. Und mit Blick auf diejenigen, die in Schneider nur den Quatschmacher sehen, sagt Wüst: „Kunst muss nicht Sinn machen, sie darf auch scheinbar völlig unsinnig und verspielt sein. Der heutige Abend zeigt, was wir zu verlieren hätten, wenn Kunst nur noch ernst dreinblickt oder Altbekanntes reproduzieren würde.“ Das Grundrecht auf Kunstfreiheit sei kein Gnadenrecht, sondern ein „wichtiger immer neu zu sichernder Schatz einer freiheitlichen Gesellschaft“.
Der von seinen Rechercheuren offenbar gut gebriefte Ministerpräsident zitiert zwei Aussprüche von Helge Schneider. „Muss noch arbeiten, trotz Rentenansprüchen.“ Na ja, da kommt dann das Preisgeld von 25 000 Euro vielleicht ganz gelegen für den 68-Jährigen, ließe sich der Gedanke weiterspinnen. Und dann ist da Schneiders selbstbewusste Aussage, dass er niemals durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden könne. Das sieht auch Wüst so, „denn die KI müsste ja vorausberechnen, was Helge Schneider wohl als nächstes sagt, und da muss sie einfach scheitern.“
Nun, was sagt Helge Schneider an diesem Abend als nächstes? Dass er nichts vorbereitet habe, spricht er ins Mikrofon. Er werde sich mal an den Flügel setzen und ein bisschen was spielen. Und ja, ach übrigens, „wenn einer den Preis verdient hat, dann ich“.
Zwei Lieder am Klavier - mit klaren Botschaften
Dann improvisiert er tatsächlich genial auf den Klaviertasten, singt von einer Frau, die ihn verlassen hat. „Jetzt muss ich alles allein machen, du hast doch immer den schweren Bierkasten getragen, und jetzt muss ich das machen und auch putzen, komm zurück – Mutter.“ Ja, so kennen wir ihn, ganz Macho, und erinnern uns an sein legendäres „Es gibt Reis…schüttle dein Haar für mich.“
Schneider klimpert noch fünf Minuten weiter, mal verspielt, mal theatralisch, immer genial, und singt dazu diese denkwürdigen Zeilen: „Vielen Dank für den Preis, Nordrhein-Westfalen, ich kann ihn gut gebrauchen, ich sammle Preise, nananana.“ In der Tat: Welche Künstliche Intelligenz würde das so formulieren?