Auktionsrekord Beckmanns „Ägypterin“ für 4,7 Millionen versteigert
Berlin (dpa) - Deutscher Auktionsrekord in Berlin: Mit einem letzten Gebot von 4,7 Millionen Euro ist Max Beckmanns Gemälde „Die Ägypterin“ versteigert worden.
Noch nie sei in Deutschland ein Kunstwerk für soviel Geld unter den Hammer gekommen, sagte Auktionator Peter Graf zu Eltz, nachdem er am Donnerstagabend im Kunsthaus Villa Grisebach einem Sammler aus der Schweiz den Zuschlag gegeben hatte. Begonnen hatte die Auktion des 60 mal 30 Zentimeter großen Gemäldes bei zwei Millionen Euro. Nach einigen Zweihunderttausender-Schritten wurde die Endsumme innerhalb von wenigen Minuten erreicht.
Das Gemälde entstand 1942 in Beckmanns (1884-1950) holländischem Exil in Amsterdam. Es stammt aus dem Nachlass von Barbara Göpel, einer engen Freundin des Malers. Ihr Mann, Erhard Göpel, hatte den „weiblichen Kopf in Blau und Grau“ direkt von Beckmann in den Niederlanden gekauft. In einem Tagebucheintrag schrieb Beckmann, die Frauengestalt sei ihm zunächst im Traum erschienen. Besucher in Beckmanns Atelier sollen dem Frauenkopf später seinen Namen gegeben haben.
Grisebach-Geschäftsführer Florian Illies sprach von einem außergewöhnlichen Bild „mit großer Magie“. Das Ehepaar Göpel, die wohl fundiertesten Beckmann-Kenner und Herausgeber des Werkverzeichnisses des Malers, hatten das Bild nie verkauft. „Es hing in ihrem Schlafzimmer“, berichtete Illies, Experte für Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, Journalist und Autor der Bestseller „Generation Golf“ und „1913“.
„Das ist der Blick im Exil“, beschreibt der Lyriker Durs Grünbein in einem in der Auktionsbroschüre veröffentlichten Gedicht das Bild. „Die Frau in der lila Tunica, die Frau mit der Perlenkette, dem Haarband“, schreibt er weiter: „Von überall her blinzelt sie einen an, die Ägypterin, Syrerin, Jüdin, Jesidin - die Unbekannte in Blau und Grau.“
Das Bild hatte der Beckmann-Förderer Göpel in Amsterdam erworben. Göpel selber war damals für die Nationalsozialisten am Kunstraub in ganz Europa beteiligt. Dabei ging es um die Beschaffung von Bildern für ein geplantes „Führermuseum“ in Linz. Beckmanns „Ägypterin“ gehörte freilich nicht dazu. Göpel spielte eine Doppelrolle. Denn er setzte sich auch dafür ein, verfolgte Künstler vor Deportation zu schützen und die Beschlagnahmung ihrer Werke zu verhindern.
Der 1884 in Leipzig geborene Beckmann gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus. International wurde er von 1925 an auch als Professor der Frankfurter Städelschule bekannt. Die Nazis beendeten seine Karriere: Hunderte seiner Werke wurden nach 1933 als „Entartete Kunst“ diffamiert, aus Museen entfernt und beschlagnahmt. Beckmann floh 1937 in die Niederlande. Erst 1947 konnte er in die USA einreisen. Dort entstanden bis zu seinem Tod 1950 noch mehr als 80 Gemälde - von insgesamt fast 1000.
Durch große Ausstellungen, etwa in London und New York, sei Beckmann in den vergangenen Jahren als einer der großen deutschen Maler des 20. Jahrhunderts international anerkannt worden, sagte Illies. Schon 2005 hatte ein Beckmann-Gemälde, das Frauenporträt „Anni“, mit 3,4 Millionen Euro einen deutschen Rekord erreicht.
Beckmanns zwei mal zwei Meter großes Gemälde „Hölle der Vögel“, eine Anspielung auf den Nationalsozialismus aus dem Jahr 1937, erzielte bei einer Versteigerung in London im vergangenen Jahr einen Preis von umgerechnet 40,8 Millionen Euro.