Gregor Schneider: "Ich soll mich umbringen"

Interview: Gregor Schneiders Ankündigung, er könne sich Kunst mit Sterbenden vorstellen, führt zu heftigen Reaktionen.

Mönchengladbach. Der Künstler Gregor Schneider ist nicht der Mann, der sich in der Öffentlichkeit gern zur Schau stellt. Er ist eher scheu. Die Reaktion der Empörung über seine vermeintliche Sterbe-Kunst macht ihn fast sprachlos. Im Gespräch erklärt er, er müsse jetzt untertauchen. Die ersten Leute würden schon vor seiner Tür in Rheydt stehen. Am Telefon wirkt Gregor Schneider zurückhaltend und zugleich sehr klar und bestimmt.

Herr Schneider, wie haben die Menschen auf Ihre Ankündigung, den Tod zum Gegenstand der Kunst zu machen, reagiert?

Schneider: Ich erhalte Empfehlungen per Telefon oder E-Mail, ich solle mich umbringen. Es gibt eine absurde Todesdrohung mir gegenüber. In einer E-Mail will mir jemand den neuen Mann der Ex-Frau zur Verfügung stellen. Skurrile Abgründe tun sich da auf. Es ist doch noch gar nichts passiert.

Schneider: Zuerst muss man mich als Bildhauer wahrnehmen. Ich baue seit langem reale Räume in Museen. Ich habe beispielsweise ein Schlafzimmer und eine Kathedrale gebaut, einen großen, hellen Raum für die Ausstellung von Ulrich Loock in Bern. Es sind Räume, die sich auf verschiedene Lebensräume beziehen. Museumsräume werden verwandelt und für andere Funktionen umgebaut.

Schneider: Als Künstler kann ich dazu beitragen, humane Räume für das Sterben zu bauen. Er schafft die Würde. Der Tod braucht einen Ort und eine bestimmte Art und Weise des Umgangs. Das setzt eine andere Sicht von einem Museum voraus.

Schneider: Die Realität des Sterbens in deutschen Kliniken ist grausam. Der Tod und der Weg dahin sind Leiden, einsame Qual und in den wenigsten Fällen ein Abschied in Würde. Wir sterben einsam und allein und meist unwürdig, das ist traurige Realität.

Schneider: Ich habe einen hellen, lichtdurchfluteten Raum gebaut. Dieser Raum ist ja schon da, in meinem Atelier.

Schneider: Der Tod ist ein privater und intimer Vorgang, der meistens nicht schön ist. Ich würde gern in einem von mir ausgewählten Raum, einem privaten Bereich des Museums, sterben, umgeben mit Kunst. Meine Hoffnung ist es, schön, erfüllt zu sterben. Vielleicht schaffen wir das alle, wenn wir den Tod aus der Tabuzone befreien und zu einem positiven Erlebnis machen wie die Geburt eines Kindes. Mehr möchte ich jetzt nicht sagen.