Künstler will alle Häuser von New York zeichnen

New York (dpa) - Das Empire State Building kennt wohl fast jeder, Chrysler und Rockefeller Building auch. Aber das sind nur drei von insgesamt fast einer Million Gebäuden in New York - und James Gulliver Hancock will sie alle.

Der 35-jährige Illustrator aus dem australischen Sydney hat den Plan, jedes einzelne Haus der Millionenmetropole an der US-Ostküste zu zeichnen.

„New York lebt einfach wie keine andere Stadt von der Vielfalt seiner Gebäude“, sagt Hancock. „All die Bauwerke und Stile sind Symbole für die Stadt, egal ob das Empire State Building oder die kleinen Wohnhäuser mit den hohen Treppenaufgängen in Brooklyn. Fast jeder kennt New Yorker Häuser, selbst wenn er nie hier war.“

Die Idee entstand auf Reisen. Hancock hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, immer einen kleinen Notizblock einzustecken, um interessante Dinge zeichnerisch festhalten zu können. Bei einem Aufenthalt in Berlin waren es beispielsweise die vielen Fahrräder, von denen er sich umgeben sah, die der Künstler in seinem Block festhielt. Als er in New York ankam und sich entschied, die Stadt zu Fuß zu erkunden, waren es die Gebäude, die ihn faszinierten und seinen Notizblock füllten. Und Hancock konnte nicht mehr damit aufhören.

Rund 1000 Häuser hat er in den vergangenen drei Jahren in Zeichnungen verewigt und auf seinem Internet-Blog „All the Buildings in New York“ (Alle Gebäude in New York) sowie in einem ersten Buch „All the Buildings in New York: That I've Drawn So Far“ (Alle Gebäude in New York, die ich bis jetzt gezeichnet habe) veröffentlicht. Die Bandbreite reicht von fünfstöckigen Wohnhäusern aus dem 19. Jahrhundert über Art Deco-Wolkenkratzer bis hin zu modernen Glasbauten.

An Inspiration mangelt es nicht. Während Hancock zu Beginn die Gebäude hauptsächlich selbst entdeckte, bekommt er mittlerweile zahlreiche Vorschläge von New Yorkern, die ein bestimmtes Haus in seiner Sammlung verewigt sehen wollen. „So ist das Ganze übrigens ein toller Weg, Stadt und Leute kennenzulernen“, erzählt der Künstler, der jeweils die Hälfte des Jahres in New York und in Sydney verbringt. Aber auch wenn er nicht in New York ist, geht das Projekt weiter. Er nutzt dann einfach Google Maps oder Fotos als Vorlagen für seine Bilder.

Hancock ist nicht der einzige, der das chaotische New York mit einer disziplinierten Kunstaktion in den Griff bekommen will. So hat sich ein Fotograf namens Brandon in der Millionenmetropole mit dem Blog „Humans of New York“ (HOMY) das Ziel gesetzt, mindestens 10 000 Einwohner der Stadt abzulichten und dazu kurz ihre Geschichte zu erzählen. „HOMY“ hat inzwischen schon mehr als eine Million Fans im Internet, und auch dieses Projekt kommt demnächst als Buch heraus.

Während der in New York lebende Caleb Smith bereits alle Straßen in Manhattan abgelaufen und das im Internet dokumentiert hat, arbeitet der im US-Bundesstaat Virginia geborene Matt Green noch an seiner natürlich ebenfalls im Internet dokumentierten Mission: Alle Straßen in allen fünf Stadtvierteln New Yorks - Manhattan, Bronx, Brooklyn, Queens und Staten Island - abzulaufen. Und ein junges Paar aus New York wurde jüngst mit einer ähnlichen Aktion zum Internet-Phänomen, als sie sich in allen 118 U-Bahn-Stationen Manhattans selbst fotografierten.

Die Mission von Häuser-Zeichner Hancock ist dagegen noch lange nicht abgeschlossen. Die Aufgabe ist riesig - und nebenbei arbeitet der Australier ja auch noch als Illustrator und ist Vater eines einjährigen Kindes. „Selbst, wenn ich nur die verschiedenen Architektur-Stile der Stadt festhalten wollte, hätte ich noch genug vor mir.“