Kulturhauptstadt: Karl-Heinz Petzinka - Chefplaner für die Baukunst
Karl-Heinz Petzinka will die Architektur erneuern.
Düsseldorf. Herr Petzinka, Sie sind Architekt, einer von vier Programm-Direktoren der Ruhr2010 GmbH, Chef eines Immobilienunternehmens und Professor für Baukunst an der Kunstakademie Düsseldorf. Warum diese Professur, Sie haben doch genug zu tun?
Petzinka: Mich interessiert, wie Kunst und Architektur enger als bisher kooperieren.
Bei den Rundgängen macht stets die Kunst, nie die Architektur von sich reden. Suchen Sie ein Profil?
Petzinka: Ja. Ich möchte mit Akademien in Wien, Berlin, Zürich oder Columbia die besten Studenten nach Düsseldorf holen, deren Studium die Industrie finanziert.
Was bedeutet die Baukunst für Ihre Arbeit?
Petzinka: Ich erarbeite gerade mit Markus Lüpertz die "Zwillingstürme" im Düsseldorfer Medienhafen, mit den "Königskindern" als Monumentalskulpturen von Lüpertz obenauf. Ich baue den Nordsternturm auf der Zeche in Gelsenkirchen.
Den Turm habe ich für die Kulturhauptstadt von 50 auf 70 Meter aufgestockt, er wird mit dem 15 Meter hohen Herkules von Lüpertz bekrönt. Außerdem baue ich gerade ein Haus in Düsseldorf und besetze die Fassade mit 52 Elchgeweihen.
Soll das heißen, dass Sie sich als Professor für Baukunst von Ihrem bisherigen Markenzeichen Stadttor verabschieden?
Petzinka: Die Gesichtslosigkeit moderner Städte liegt an der Glätte unserer Architektur. Das Stadttor war so lange eigenwillig, wie es als Glashaus ein singuläres Wesen hatte. In der Sekunde, wo es lauter Glashäuser gibt, verliert der Prototyp an Gewicht.
Die Zwillingstürme werden kein gläsernes und glattes Haus, sondern in Stein gebaut. Sie wechseln von unten nach oben in der Helligkeit und in der Plastizität.
Welche Rolle spielen Sie bei der Ruhr2010 GmbH, die die Kulturhauptstadt betreut?
Petzinka: Ich bin einer von vier künstlerischen Direktoren, neben Generalmusikdirektor Steven Sloane von den Bochumer Symphonikern, der Autorin Asli Sevindim und dem Medienmanager Dieter Gorny.
Wir sind verantwortlich für das gesamte Programm der Kulturhauptstadt. Ich bin für Architektur und bildende Kunst zuständig.
Ihre Höhepunkte?
Petzinka: Das neue Staatsarchiv in Duisburg, ein sensationelles Gebäude mit einem 60 Meter langen steineren Schaft, der aus dem alten Speicher herausragt, von Ortner und Ortner. Dann der Nordstern-Turm, die Küppersmühle-Erweiterung von Herzog und de Meuron und der Dortmunder U-Turm am Hauptbahnhof.
Welche Nutzung ist für den U-Turm geplant?
Petzinka: Es geht um Werkstätten für alle medialen Künste wie Film, Ton, Musik, Video. Es soll ein bunter Ort von Nischenkünsten sein, die sich hoffentlich gegenseitig befruchten. Es gibt in Dortmund und Mülheim schon ein Zentrum für Spiele und den Weltspiele-Preis.
Wird im Schmelztiegel der Nationen die Kultur der Migranten einbezogen?
Petzinka: Ja, wir haben berühmte Migranten im Hiphop-Tanz und Flamenco-Gitarrespiel. Wir wollen eine neue Form der Kultur, uns interessiert weniger die museale Ausstellung.