„New Yorker Schule“ Rothko, Pollock und Zeitgenossen in London zur Schau
London (dpa) — Mark Rothko, Jackson Pollock, Willem de Kooning und Franz Kline zählen zu den Künstlern der „New Yorker Schule“, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrem radikalen Ansatz alle Konventionen der Malerei auf den Kopf stellten.
Die schiere Größe ihrer Leinwände, Farbdynamik, Farbfeldmalerei und Action painting markierten eine Zäsur in der Entwicklung der modernen Kunst. Heute sind ihre Werke höchst begehrt. In einer neuen Ausstellung will die Royal Academy (RA) in London die Bewegung des Abstrakten Expressionismus „im Kontext des 21. Jahrhunderts“ neu bewerten.
Dazu hat die Galerie rund 150 Werke — überwiegend aus US-Museen - zusammengetragen. Mehr als zwei Dutzend Künstler sind in der umfassenden Schau vertreten, die an diesem Samstag (24. September) eröffnet wird. „Es ist eine Ausstellung ikonischer Werke, wie es sie zu unseren Lebzeiten wohl kaum noch einmal geben wird“, sagte David Anfam, international renommierter Experte für den Abstrakten Expressionismus und Hauptkurator der Schau in London.
Ziel der nach Themenbereichen unterteilten Ausstellung ist es, die Breite und Vielfalt der Bewegung unter die Lupe zu nehmen. Während Soloschauen der einzelnen Künstler in der jüngsten Vergangenheit keine Seltenheit waren, stellt die RA sie jetzt als eine „hochkomplexe Bewegung“ vor, die weit über New York hinausging und sich über ganz Amerika erstreckte. Bisherige Kategorisierungen ihrer Werke werden als „simplistisch“ bewertet, ohne den „tieferen Bindungen“ zwischen ihnen genügend Aufmerksamkeit zu widmen.
„Als eine Bewegung gaben sie sich selbst nie einen Namen, aber sozial, politisch und kulturell teilten sie ähnliche Erfahrungen und waren eng miteinander verbunden“, sagte Ko-Kuratorin Edith Devaney der Deutschen Presse-Agentur. Weltkriege, Wirtschaftskrise, Angst vor einem Atomschlag und die „Furcht, dass die Welt außer Kontrolle gerät“, prägten ihre Werke. Zu einer Zeit, als sich das „künstlerische Zentrum von Paris nach New York“ verlagerte, gaben Künstler europäischer Abstammung der Bewegung „Sensibilität.“ Die Werke des Abstrakten Expressionismus seien „noch heute so mächtig, frisch und radikal“ wie in den 1940er und 1950er Jahren, sagte Devaney.
Die Ausstellung in 12 Räumen bietet Gelegenheit, außer den großen Namen auch viele der weniger bekannten Vertreter der Bewegung kennenzulernen. Rothko, Pollock und de Kooning wird jeweils eine eigene Galerie gewidmet. Ihre Beziehung - und gegenseitige Beeinflussung - zu Künstlern wie Arshile Gorky, Barnett Newman, Ad Reinhardt, Helen Frankenthaler, Robert Motherwell oder Joan Mitchell wird untersucht. Ein ganzer Raum wird auch dem „Außenseiter“ Clyfford Still gewidmet, der Rothko und Pollock maßgeblich beeinflusste. Ein Dutzend seiner Gemälde wurden aus dem Clyfford Still Museum in Denver nach London gebracht, das 95 Prozent seiner Werke besitzt.
Rothko, der in seinen rechteckigen Farbblöcken „Fassaden“ sieht, „die zugleich enthüllen und verdecken“, dominiert in der großen Rotunde des Museums. „Er ist das Herzstück der Schau. Er hat die Sprache der Gefühle in abstrakte Form gebracht“, sagte Anfam.
Besonders stolz ist die Royal Academy auf die Gegenüberstellung von zwei markanten Pollock-Werken: Dem 1943 von Peggy Guggenheim in Auftrag gegebenen Riesengemälde „Mural“ mit seinem 1952 geschaffenen Werk „Blue Poles“ - eine seltene Leihgabe der Australischen Nationalgalerie in Canberra. „Die abstrakte Malerei zwingt zur Konfrontation“, wird Pollock zitiert.