Tony Cragg in Wuppertal: Ferne Verwandte im Blütenmeer
Skulpturenpark: Tony Cragg zeigt Skulpturen zur „Zweiten Natur“.
Wuppertal. Der Skulpturenpark Waldfrieden auf den Höhen über der Wupper steht in voller Blüte. Stern- und Tulpenmagnolien blenden fast in Violett und Gelb. Blutbuchen und Blutpflaumen tragen farbige Blätter. Der Flieder duftet. Der Rasen ist mit Gänseblümchen und Wiesenschaumkraut übersät. Im Dialog mit der Natur bezeichnet Tony Cragg seine neue Schau in der großen Glashalle als "Second Nature", "Zweite Natur". Das Verhältnis vom Gewachsenen zum Artifiziellen könnte kaum spannender sein.
Der Künstler und Stifter des Skulpturenparks stößt zugleich die Auseinandersetzung zwischen seinen ständigen Arbeiten im Park und denen in der Halle an. So ragt eine rote Holzarbeit aus finnischem Kerto fast bis unter die Decke des Glashauses. Schweift der Blick nach draußen, trifft er auf eine tanzende Sandstein-Skulptur. Die Holzarbeit besticht durch leuchtendes Rot, die Steinskulptur wirkt abstrakter.
In strahlendem Gelb präsentieren sich zwei "Frühe Formen", eine drinnen und die andere draußen. Der Besucher kann nun nachvollziehen, wie ein Alltagsgegenstand zu einem Kunstwerk wird. In der Halle kann er sogar in die Spalten der gewellten Form blicken und entdecken, wie die Figur durch massive Rohre im Inneren stabilisiert ist.
Vollends faszinierend ist eine Arbeit unter dem Titel "Distant Cousin", "Entfernter Verwandter". Im Park steht sie aus poliertem Edelstahl auf der höchsten Stelle und reflektiert den Wald und den Spaziergänger. Im Innenraum kann der Betrachter geruhsamer verfolgen, wie die Verwandlung aus verschiedenen Formen menschlicher Organe entstanden ist.
Zwei Monate bleiben Craggs Arbeiten in der Wechselausstellung und werden auch gegen andere Werke ausgetauscht. Dann folgt der nächste Paukenschlag, eine Werkübersicht zu Jean Tinguely, dem witzigsten Kinetiker der bildenden Kunst. Die Ausstellung mit motorbetriebenen Fantasiegeräten kommt im Sommer aus dem Tinguely-Museum in Basel.
Eine Zusammenarbeit ist zugleich mit der Zero-Foundation in Düsseldorf geplant, denn zur Quadriennale in der Landeshauptstadt ab September soll es sich auch lohnen, im Skulpturenpark vorbeizuschauen. Eine echte Neuerung ist für Ende 2011 geplant. Dann hofft Tony Cragg, eine weitere Ausstellungshalle im Park eröffnen zu können.