Brian Eno hat keine Lust auf Vergangenheit

London (dpa) - Wer in den 1990er Jahren und darüber hinaus einen Computer hatte, für den war Brian Eno der tägliche Begleiter. Er schrieb die Melodie für das Microsoft Betriebssystem Windows 95, von der Millionen Menschen über Jahre allmorgendlich im Büro begrüßt wurden.

Doch die Klänge des Briten haben sich noch auf andere Arten im gesellschaftlichen Bewusst- und Unterbewusstsein festgeschrieben. Eno gilt als Erfinder der Ambient-Musik und Pionier für Klangmelodien, die als Hintergrundmusik heute Atmosphäre schaffen, manchmal auch im Kaufhaus und an Flughäfen. Nicht zuletzt hat er zudem als Produzent von David Bowie, U2 oder Coldplay seinen Stil eingebracht.

Als Musiker allerdings will Eno, der am 15. Mai seinen 65. Geburtstag feiert, sich nicht bezeichnen. „Hätte ich eine Visitenkarte, stünde auf ihr kein Beruf“, sagte er in einem Interview mit der „Neue Zürcher Zeitung“. Schon seit seiner Jugend hat er sich parallel mit mehreren Kunstrichtungen beschäftigt, ist bildender Künstler und Theoretiker genauso wie Produzent und Musiker. Bereits als Teenager entschied er sich für einen ungewöhnlichen Lebensstil, lebte auf einem Hausboot und in einem alten Doppeldeckerbus.

Geboren wurde er in der englischen Grafschaft Suffolk und wuchs in eher einfachen Verhältnissen auf. Den Namen, den seine Eltern aussuchten, hatte wenig gewöhnliches: Brian Peter George St. John Le Baptiste De La Salle Eno. Von 1965 bis 1969 studierte er Kunst, und beschäftigte sich vor allem mit konzeptioneller Malerei und Klangskulpturen. Erste Experimente mit Bandmaschinen entstanden. 1971 kam er zur Popband Roxy Music - und begann seine große Karriere als Klangpionier und Paradiesvogel. In schrägen Kostümen entlockte er dem Synthesizer bisher Ungekanntes. Doch wegen Konflikten mit Bandmitglied Brian Ferry verließ er die Band schließlich.

Als Solokünstler setzte ein Stilwechsel ein. Er arbeitete mit Kollegen wie Robert Fripp und John Cale. Er wollte aus Klängen Atmosphäre entwickeln und schuf die sogenannte Ambient-Musik - grob gesagt Musik, die aus atmosphärischen Klängen besteht, die sich nur sehr langsam verändern. 1978 brachte er die Platte „Ambient I: Music for Airports“ heraus, die heute als Meilenstein gilt. Dabei nahm er Elemente der Kaufhaus- und Fahrstuhlmusik der Firma Muzak auf. 1978 begann auch seine Zusammenarbeit mit den Talking Heads.

In den kommenden Jahren arbeitete Eno viel als Produzent und überraschte parallel mit eigenen, oft unerwarteten Arbeiten. Zudem blieb er Videokünstler, schuf Rauminstallationen und arbeitet an Computerprogrammen und Apps mit. 2006 produzierte er das Coldplay-Erfolgsalbum „Viva La Vida“.

Über seine Vergangenheit aber will er mit 65 Jahren nicht mehr sprechen, nur noch über die Zukunft, wie er in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ erklärte. Auch das Thema Musik hält er nicht für ein geeignetes Gesprächsthema: „Zur Musik gibt es eigentlich nie etwas zu sagen. Deshalb gibt es sie ja. Und zur Vergangenheit ist alles gesagt.“