Roman Lob ein Jahr nach dem ESC
Neustadt/Wied (dpa) - Vor einem Jahr stieg Sänger Roman Lob auf die große Musikbühne und vertrat Deutschland in Baku in Aserbaidschan beim Eurovision Song Contest (ESC).
Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa verrät der 22-Jährige aus Neustadt/Wied im Westerwald, wie sich sein Leben verändert hat und was er von der Band Cascada hält, die in diesem Jahr für Deutschland beim ESC auftritt.
Wie und wo verfolgst du am 18. Mai das Finale des 58. Eurovision Song Contest im schwedischen Malmö?
Lob: „Ich bin bei der Show in Hamburg und schaue es mir auf der Reeperbahn an.“
Was erwartest du von der Band Cascada, der diesjährigen ESC-Vertreterin?
Lob: „Ich bin nicht gerade Fan der Musik von Cascada. Aber ich glaube, das ist eine wahnsinnig starke ESC-Nummer. Die Welt steht auf so etwas. Die Top 10 oder Top 5 sind möglich.“
Dein großer ESC-Auftritt in Baku liegt nun etwa ein Jahr zurück. Was hat sich seitdem verändert?
Lob: „Das war eine Blitzkarriere. Ich habe neulich mit meinen Eltern darüber geredet. Es hatte keiner damit gerechnet, es war ein grandioser achter Platz für mich. Seitdem habe ich vieles dazugelernt, Gutes und Schlechtes.“
Was war das Gute und Schlechte?
Lob: „Das Gute fängt damit an, dass man seine erste Platte im Studio aufnimmt, mit einem grandiosen Thomas D.. Aber es gibt auch Seiten, die weniger schön sind - zum Beispiel Leute, die einem Sachen versprechen und das dann nicht halten. Da passt man jetzt besser auf. Ich bin damals ins kalte Wasser geschmissen worden.“
Hast du in den vergangenen Monaten Zeit zum Luft holen gehabt?
Lob: „Im letzten Jahr war es echt krass, ich war dauernd unterwegs. Ich war insgesamt vielleicht einen Monat zu Hause. In diesem Jahr habe ich mir eine Auszeit gegönnt, um mich aufs Songwriting und mein neues Album zu konzentrieren. Das braucht viel Zeit, wenn man alles selbst machen will.“
Wirst du dich in deinem neuen Album, an dem du gerade arbeitest, musikalisch verändern?
Lob: „Von der Stilrichtung ist es Pop geblieben. Aber es hat schon eine eigene Art und Weise, ist verrückter. Da habe ich mehr Kante reingebracht. Ich habe meine Erfahrungen aus dem letzten Jahr darin verarbeitet.“
Ursprünglich kommst du eher aus der Rock- oder Metal-Ecke. Ist dir der Weg zum Pop schwer gefallen?
Lob: „Nein, das ist mir überhaupt nicht schwer gefallen. Auch zu meiner Metal-Zeit war ich in meiner Band immer der, der auch Popmusik gehört hat.“
2007 warst du bei „Deutschland sucht den Superstar“ und musstest mit einer Kehlkopfentzündung aufgeben. Ein Jahr später hättest du wieder dabei sein können, hast aber verzichtet und erst deine Ausbildung zum Industriemechaniker fertig gemacht. Bereust du das rückblickend?
Lob: „Ich bereue das auf keinen Fall. Man merkt bei Castingshows, dass viele Leute ihre ganze Ausbildung hinwerfen. Das ist nicht der richtige Weg. Wenn man eine Ausbildung hat, kann man zurückgehen, wenn es im Musik-Business nicht läuft. Und dort ist es so: Wenn man nicht ständig dranbleibt, ist man schnell wieder in der Versenkung verschwunden.“
Wie beurteilst du Castingshows insgesamt?
Lob: „Ich sehe Castingshows als Riesenchance. Man darf sich aber nicht ausruhen, wenn man gewonnen hat. Es kann gut ausgehen, es kann aber auch nicht gut ausgehen. Mittlerweile gibt es so viele Castingshows, da ist es schwierig. Man muss den Leuten beweisen: Ich kann es auch ohne Casting-Show.“
Früher hast du Xaxier Naidoo als dein musikalisches Vorbild genannt. Ist das immer noch so?
Lob: „Es war eine Zeit lang so, die Stimme von Xavier Naidoo ist absolut perfekt. Ich habe mich mittlerweile aber von der Begeisterung um Justin Timberlake anstecken lassen - wie er sich entwickelt hat von seinem früheren Boyband-Image hin zu seinem grandiosen neuen Album mit ganz vielen Facetten.“
Verspürst du vor Auftritten noch Lampenfieber?
Lob: „Lampenfieber ist auf jeden Fall noch da. Es ist aber auch ein bisschen Routine geworden, und es ist ein Stück weit ein Job geworden. Aber es ist ein Job, der tierisch Spaß macht.“
Im März hast du den Radio-Echo bekommen. Wie war das?
Lob: „Die Echo-Verleihung war der Oberknaller. Ich bin da hingekommen und habe gesagt: Du bist in einer Kategorie mit den Toten Hosen, das kannst du dir abschminken. Ich habe auch gar nicht aufgepasst als mein Name fiel. Ich hatte nichts vorbereitet, wusste nicht, was sich sagen sollte und hatte Angst, rumzustammeln. Jetzt steht der Echo im Wohnzimmer auf dem Klavier - immer schön poliert.“