Feiern mit den Fanta 4

Die Fantastischen Vier begeistern am Silvesterabend in Köln. Das liegt auch an einem Orchester.

Köln. Am letzten Abend des Jahres 2009 im Kölner Fußballstadion konnte der Zuschauer beim "R(h)einfeiern" mit den Fantastischen Vier gleich mehrere Vorurteile über den Haufen werfen: Etwa, dass deutscher Sprechgesang nicht zu klassischer Musik passe. Dass Minusgrade und Schneeregen schlecht seien für ein Konzert im Freien. Und dass ein Orchester keine Stimmung machen könne.

Geschätzte vierzig Musiker des "Minsk Orchestra", außerdem einen Chor und der Band schon lange verbundene Tourmusiker hatten die Fantastischen Vier im Rücken, ein Konzept, dass sich die Gruppe für ihr "Heimspiel"-Konzert im Juli in Stuttgart zu ihrem 20.Geburtstag ausgedacht hatte. Und während man sich beim ersten Song in Köln, "Was geht", noch fragt, warum das Orchester überhaupt mitgekommen ist, weil man es vor lauter Beats und Gesang kaum hört, ist schon der Einsatz der Streicher und Bläser beim Lied "Picknicker" ein erstes Zeichen dafür, dass es hier eine großartige Kombination zu erleben gibt.

Ein weiterer Höhepunkt folgt mit "Neues Land", das durch das Orchester einen ganz neuen Anstrich bekommt, und zu Silvester ohnehin nicht passender sein könnte: "Lerne jetzt zu leben, denn die Zeit ist gnadenlos, denn die Zeit die verstreicht, vergeht, verrinnt, so wie die Worte die du hörst, weil sie dann schon gesprochen sind. Die Zeit kommt und sie geht, sie nimmt was sie gewinnt, tick tack tick, hörst du wie das Pendel schwingt."

Sehr wirkungsvoll ist auch das schon ohne klassische Musiker recht psychedelische "Fornika". Und selten ist das Erlebnis, Songs wie "Ich bin halt so" aus der Früh-Phase der Band zu hören. Es ist ein Gang durch 20 Jahre Bandgeschichte der "Fantas".

Der Aha-Effekt kommt dann allerspätestens bei dem Song, der die Stuttgarter Gruppe 1992 berühmt gemacht hatte und den sie sonst nicht mehr live spielt: "Die da". Thomas D. kündigt ihn derb an: "Jetzt spielen wir die alte Scheiße, die mit dem Orchester so geil geworden ist." Dank der klassischen Begleitung wird es eine Soul-Funk-Nummer. Und "geil" in der Tat. Auch Michi Beck, Smudo und And.Ypsilon haben sichtlich gute Laune, und wer immer im Orchester sein Instrument gerade nicht spielen muss, winkt, tanzt oder fordert das Publikum zum mitmachen auf.

Eineinhalb Stunden sind da schon vergangen, und "die Vier" hatten sich bereits zum ersten Mal vom Publikum verabschiedet. Was schon deswegen keiner glauben konnte, weil die Musiker des Symphonie-Orchesters der Einfachheit halber auf ihren Sitzen blieben, um nicht zur Zugabe wieder zurückkommen zu müssen. Als Zugaben gab es neben "Die da" die Hits "Einfach sein", "Tag am Meer", "Ernten was wir säen" und zum Abschied "Populär". Besonders diese Songs machten den Abend rund.

"Die Fantastischen Vier wirkten viel entspannter und hatten mehr Freude am Spielen als in Stuttgart", sagte ein Fan, der beide Konzerte besucht hat. Auch der Klang war, zumindest in den vorderen Reihen, für ein Konzert im Freien von erstaunlicher Qualität - auch wenn die Stimmen gelegentlich etwas verwaschen klangen, was dem Großteil des textsicheren Publikums egal gewesen sein dürfte.

Ansonsten war fast alles ein bisschen kleiner als beim Stuttgarter "Heimspiel": Die Bühne, das Orchester, und es hätten mehr als die etwa 25000 Zuschauer ins nur passabel gefüllte Stadion gepasst.

Deutlich größer hingegen waren die Probleme beim Einlass, die Schlangen waren lang, viele bekamen vom Vorprogramm mit Clueso und Pohlmann nichts mit. Nach etwas mehr als zwei Stunden Konzert hatten "die Vier" trotzdem einen klaren Auswärtssieg in Köln eingefahren. Das Orchester spielte zum Abschied ein Klassik-Medley. Der Rest war Feuerwerk.