Großer Erfolg für neuen Hamburger „Faust“

Hamburg (dpa) - Mit einer stimmigen Neuinszenierung von Gounods Opern-Hit „Faust“ nach Goethe hat Zürichs künftiger Opernchef Andreas Homoki an der Hamburger Staatsoper einen Premieren-Erfolg erzielt.

Großen Beifall gab es auch für Wolfgang Gussmanns Bühne und die Chor- und Sänger-Schar.

Schwarze, hochaufschießende, zylindrisch geschnittene Wände, die sich langsam drehend zu immer neuen, düsteren Räumen öffnen und schließen: Die Hamburger Bühne für Gounods „Faust“, der Goethes urdeutsche Gelehrten-Tragödie mit Walzerklängen, Marsch-Rhythmen und Sakral-Düften zu süffiger französischer Romantik verschmolz, ist ein alptraumartiger Ort der Verlassenheit und Isolation.

Ein monströser weißer Küchenstuhl, ein Paar Kunst-Tulpen-Töpfe und eine nackte Puppe, von der am Ende nur ein riesiger Kopf als Mahnmal zerstörter Unschuld blieb, reichten Bühnenbildner Wolfgang Gussmann und Regisseur Andreas Homoki dabei als karges, dennoch vieldeutig plakatives Dekor. Homoki, der im Herbst von der Komischen Oper Berlin als Intendant nach Zürich wechselt, gelang eine elegant reduzierte, zeitlos packende Regie für Mephistos fiese Manipulationen oder Marguerites „Auferstehung“ auf der aus hölzernen Stühlen getürmten, zerbrochenen Himmelsleiter.

Dass Faust und Mephisto gleich zu Beginn als Doppelgänger erscheinen, ließ den Sängern dennoch genügend Spielraum für die Individualisierung ihrer Partien. Den nutzte Tigran Martirossian zu wirkungsvoller Darstellung seines Mephisto als finster-smarter Strippenzieher. Tenor Giuseppe Filianoti überzeugte voller Elan als Faust der verführerischen Jugendlichkeit, nicht ohne in der Höhe auch mal zu entgleisen. Am ausdrucksstärksten und bewegendsten gelang Alexia Voulgaridou ihr Porträt der großen Liebenden Marguerite.

Am Philharmoniker-Pult stand der junge Deutsche Cornelius Meister. Zu Beginn glaubte man noch, er würde den gern als seicht denunzierten Gounodschen „Faust“ allzu penibel buchstabieren, um nur ja keine Nuance der strudelnd melodiösen Partitur zu verpassen. Doch war man bald von der lyrischen Emphase und dem geschmeidigen Temperament seiner Deutung angetan.