Guttenberg senior: Dirigent und Umweltpionier
Enoch zu Guttenberg wird 65: Der Schlossbesitzer gilt als freigeistig und unberechenbar.
Guttenberg/Herrenchiemsee. Enoch zu Guttenberg passt in kein Schema. Er ist schwerreicher Schlossherr und engagierter Umweltschützer, in seinen Konzerten hält der Dirigent flammende Reden gegen Kernkraft und die drohende Klimakatastrophe. 1975 hat der Vater des CSU-Politikers Karl Theodor zu Guttenberg mit Hubert Weinzierl den Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) gegründet.
Seit dem Jahr 2000 ist er Intendant der Internationalen Herrenchiemsee Festspiele und gilt als hervorragender Interpret großer Sakralwerke und Symphonien. Am Freitag feiert Enoch zu Guttenberg seinen 65. Geburtstag.
Über seine Kindheit sagt er: „Die Musik war für mich Heimat und Schutz zugleich.“ Sie war Ausdruck des Aufbegehrens gegen den herrschaftlichen Vater Karl Theodor, der Ende der 60er Jahre Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeskanzleramt war.
Mit elf Jahren wurde der musikalische Knabe zu einem Priester nach München geschickt, der ihn zurechtschleifen sollte. Vergeblich, später studierte er Komposition statt wie vom Vater angeordnet Betriebswirtschaft. Parallel dazu baute er die weltweit renommierte Chorgemeinschaft Neubeuern auf.
Zeitweise musste sich zu Guttenberg dennoch als Unternehmer betätigen. Sein Vater hatte vor lauter Politik nicht bemerkt, dass der Familienbesitz, ein Weingut in Deidesheim in der Pfalz und die Kurbetriebe in Neustadt an der Saale, hoffnungslos überschuldet waren.
Mit zwei Freunden gelang es dem Sohn nach dem Tod seines Vaters 1972, die Firmen zu retten und das Rhön-Klinikum als ersten Klinikkonzern an die Börse zu bringen. 2002 verkaufte die Familie ihren 26-Prozent-Anteil für 260 Millionen Euro an die Hypo-Vereinsbank. Sein vom „Manager Magazin“ auf 400 Millionen Euro geschätztes Vermögen hat er 2008 einer Familienstiftung mit Sitz in Österreich übertragen.
Von 1971 bis 1977 war Enoch zu Guttenberg mit Christiane zu Eltz verheiratet. Aus der Ehe stammen die Söhne Karl-Theodor und Philipp Franz, die bei ihm aufwuchsen und schon als Kinder repräsentative Aufgaben übernahmen, etwa Beerdigungsreden im Dorf.
Erst 1997 heiratete der Dirigent wieder, seine deutlich jüngere italienische Kollegin Ljubka Biagioni, die Tochter eines italienischen Kommunistenführers.
Er war zunächst Mitglied der CSU, trat aber im Jahr 1992 aus der Partei aus, weil sich der damalige bayerische Ministerpräsident Max Streibl weigerte, an einer Demonstration gegen Antisemitismus teilzunehmen. Auf Drängen seines Sohnes Karl-Theodor trat er später wieder ein.
In der Plagiatsaffäre seines Sohnes Karl-Theodor im Februar stellte er sich rückhaltlos hinter ihn. Und er erinnert an eigene Erfahrungen: „Schlechte, selbstgerechte, ja böse Kritiken haben mich immer weiter gebracht. Jubelkritiken sind gefährlich.“ So gesehen könne sich die Affäre für seinen Sohn vielleicht „als eine Art stärkendes Drachenblut“ herausstellen.