Im Moll-Modus: Eels mit neuen leisen Liedern
Berlin (dpa) - Mark Oliver Everett alias E, Herz und Hirn des Indiepop-Projekts Eels, ist auf Studioalbum Nummer elf mal wieder im Moll-Modus.
Tänzelte er vor gut einem Jahr noch als aufgedrehter Bluesrock-Schrat über die Bühnen, so sind nun wieder fragile Songs mit viel Akustikgitarre, Klavier, Spieldosen-Sounds und Streichern zu hören. Das autobiografisch gefärbte „The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett“ wird all jene Eels-Fans erfreuen, die den leisen Verliererballaden und Trauergesängen des kalifornischen Eigenbrötlers mehr abgewinnen können als seinen Raubein-Auftritten.
Das Gerüst der neuen Platte bilden drei Selbstbespiegelungs-Lieder, die schon im Titel aufeinander Bezug nehmen: der instrumentale Kammerpop-Opener „Where I'm At“, mittendrin der Gitarrenschunkler „Where I'm From“, zum Schluss das mit feierlichen Bläsern verzierte „Where I'm Going“. Berührende Melancholie ohne nervige Weinerlichkeit - der mit einer wunderbar melodischen Krächzstimme gesegnete Everett schafft diese heikle Gratwanderung erneut souverän.
Darin hat der Eels-Frontmann, der 1996 gleich mit einem Meisterwerk („Beautiful Freak“) die Bildfläche betrat, auch einige Übung: Immer wieder lotete der Sohn des Quantenphysik-Genies Hugh Everett private Enttäuschungen und seelische Verletzungen in teils wütenden, teils niederschmetternden Liedern aus. Er schrieb ein hochgelobtes Buch über seine bizarre Jugend und 2009/2010 gleich drei Songzyklen innerhalb eines Jahres zum Mega-Thema Liebe. Ein wirklich schwaches Album war nie darunter - der 51-jährige ist längst einer der zuverlässigsten US-Songwriter und ein veritabler Kritikerliebling.
Das dürfte sich mit „The Cautionary Tales...“ kaum ändern, auch wenn man zunehmend den Verdacht hegt, dass Everett noch Hunderte ähnliche - zarte oder krawallige - Lieder in der Schublade hat und diese nach Belieben zu neuen Eels-Alben zusammenstellen kann. Wenn dies Stagnation ist, dann zumindest auf hohem Niveau.
Bestätigte Tourdaten: 24.06.2014 Berlin - Tempodrom, 22.07.2014 Hamburg - Laeiszhalle Großer Saal