Jürgen Flimm feiert in Berlin „Figaros Hochzeit“
Berlin (dpa) - Berlins Staatsopern-Intendant Jürgen Flimm hat sich mit großen Inszenierungen am eigenen Haus zuletzt rargemacht. Vor seinem Abschied 2018 schlägt der 74-Jährige jetzt nochmal kräftig auf die Pauke.
Als erste von drei (!) neuen Produktionen in dieser Saison feierte er am Samstag opulent „Figaros Hochzeit“.
Mozarts Ränkespiel einer dekadenten Feudalgesellschaft wird seines politischen Gehalts entkleidet. Stattdessen stürzen sich die „Sommergäste“ eines etwas heruntergekommenen Strandbads der Goldenen 20er Jahre umso heftiger in die Irrungen und Wirrungen menschlicher Gefühle. Mit seinem brillanten Ensemble zieht Flimm alle Register vom derben Volkstheater bis zur anrührenden Seelenstudie.
Für einen ungewöhnlichen Kontrast sorgt der venezolanische Stardirigent Gustavo Dudamel, der die Staatskapelle in schlanker Besetzung leicht und nuanciert durch die komplexe Partitur führt. Für den 34-jährigen Sonnyboy aus Los Angeles, der im Tauziehen um den neuen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker zu den Top-Favoriten zählte, ist es die erste Neuproduktion an der Staatsoper.
Am Schluss einhelliger und begeisterter Applaus - für Ildebrando D'Arcangelo in der (gelegentlich zu klamaukigen) Hauptrolle des Grafen Almaviva, vor allem aber für die starken Frauen. Neben Dorothea Röschmann als Gräfin und Publikumsliebling Anna Prohaska als Zofe brilliert vor allem der französische Shootingstar Marianne Crebassa als liebestoller Page.
Wie sagt doch Flimm? „Der Figaro ist sowieso das allerbeste je für das Theater erdachte Stück. Es hat alles, was des Menschen Herz und Verstand bewegt.“ Am 13. November ist die Aufführung zeitversetzt auch bei Arte zu sehen (20.15 Uhr).