Mark Medlock-Konzert in Oberhausen: Ein Superstar kassiert ab
In der Arena Oberhausen zeigt Mark Medlock, was Fans und Produzent von ihm erwarten. Nur selten blitzt sein wirkliches Talent als Sänger durch.
<strong>Oberhausen. Die Haltbarkeit deutscher Superstars ist in der Regel nicht allzu lang, zumindest wenn sie hierzulande im Fernsehen dazu erkoren werden. Dazu zählt Alexander Klaws genauso wie Elli Erl oder Tobias Regner. Zu austauschbar sind die Jungstars und zu schnell rollt die nächste Staffel über den kurzen Erfolg. Ob dies beim Gewinner des vergangenen Jahres, Mark Medlock, auch der Fall sein wird, ist derzeit noch offen. Doch der Offenbacher hat zwei Dinge, die ihm potenziell den langfristigen Erfolg sichern können.
Da ist zum einen die tragische Lebensgeschichte des hessischen Jungen, der erst seine Eltern, dann den Job und schließlich auch noch die Wohnung verliert. Und der mit 20 Euro in der Tasche zum Casting fährt, um seine letzte Chance zu bekommen, wie es zumindest die Legende den Fans Weiß machen möchte. Zum anderen hat der Hesse eine Stimme, die unverwechselbar ist, die sowohl Soul, Funk und auch Blues höchst überzeugend präsentieren kann.
Doch da sind auch die Menschen, die mit dem "Bobbelsche", wie der 29-Jährige von seinen Fans liebevoll genannt wird, das große und vor allem schnelle Geld verdienen möchten - allen voran Pop-Titan Dieter Bohlen. Zwei CDs, eine Autobiografie sowie unzählige Konzerte, und das binnen eines knappen Jahres. Da bekommt der Außenstehende das ungute Gefühl, dass hier jemand noch vor dem nächsten Superstar schnell abkassieren möchte.
Das wird auch in der Oberhausener Arena deutlich, wo das Duo Kate & Ben als Vorband den 3200 Fans Medlock wie ein liegengebliebenes Schnäppchen im Supermarkt anpreist. Sie haben auch kein Problem damit, Bestellzettel für seine Fanprodukte ins Publikum zu werfen. Bei der Wahl der Halle kommen ebenfalls schnell Zweifel auf, ob diese für so ein Konzert geeignet ist. Um keine Lücken zu haben, ist die Bühne fast direkt vor die hinteren Sitzplätze gerückt und wirkt in der großen Arena ziemlich deplatziert.
Trotzdem schafft es Mark Medlock, die Kritiker zumindest im ersten Teil des Konzertes zu überraschen. Da improvisiert der Superstar plötzlich mit seiner Band und kann mit seiner facettenreichen Stimme voll überzeugen, egal ob ihn Blues- oder Latinoklänge antreiben. Die Zuschauer erleben dabei einen lockeren Sänger, der sichtlich Spaß an dem hat, was er tut, und von seinen Fans wohltuend bejubelt wird.
Ähnlich wie im Fernsehen gehören die brachial-hessischen Sprüche des Offenbachers für manche Anhänger zu den Höhepunkten des Konzerts. Wenn Medlock etwa von seinem "lovely Produzenten" schwärmt Bohlen, den er, "wäre er eine Frau, sofort vergewaltigen würde". Auch der "Drecksack", mit dem sich der Sänger selbst, Bohlen oder das Publikum meint, ist allgegenwärtig, während so manches andere Gesagte im Genuschel untergeht.
Zur Person Mark Leon Medlock wurde 1978 in Frankfurt geboren und ist in Offenbach aufgewachsen. Die Schule hat er abgebrochen, um seine krebskranke Mutter pflegen zu können. Vor seinem Erfolg bei "Deutschland sucht den Superstar" 2007 hat er als Altenpfleger, Dekorateur sowie als Hilfskraft in einer Hotelküche gearbeitet. Seit seinem Sieg sind mit "Mr. Lonely" und "Dreamcatcher" zwei CDs erschienen, die von Dieter Bohlen produziert wurden.
Memoiren Mark Medlock: "Ehrlich", Pendo-Verlag, 226 Seiten, 14,90 Euro.