Miss Platnum: Allein unter Stadtaffen
Mit Peter Fox ist Miss Platnum schon seit Langem künstlerisch verbandelt. Deswegen könnte dessen Erfolg der Berlinerin jetzt auch bei ihrem dritten Album Auftrieb geben.
"Ich habe Peter Fox entdeckt", sagt Miss Platnum selbstbewusst. Doch ihr Lachen verrät, dass sie ein kleines bisschen flunkert. Aber es ist immerhin fast die Wahrheit. Denn Pierre Baigorry, der Sänger von Seeed, trat in einem Video von Miss Platnum zum allerersten Mal in der Öffentlichkeit als Peter Fox auf.
Was dann folgte, war eine rasante Karriere, sein Debütalbum "Stadtaffe" bekam sieben Mal Gold und dreimal Platin, ging über 700000 mal über die Ladentheke. Doch wer ist eigentlich diese Miss Platnum? Sie ist weder verwand mit Miss Marple noch gewann sie einen Schönheitstitel. Ihr Name ist Ruth Maria Renner, sie ist 29 Jahre alt und Sängerin. Aufgewachsen ist sie in Rumänien, kam erst als Achtjährige mit ihren Eltern nach Deutschland, genauer: nach Berlin. Hier lebt sie heute noch.
Schon recht früh wusste sie, dass ihr Lebensweg mit Musik zu tun haben soll. In der rumänischen Schule hatte sie angefangen, Blockflöte zu spielen. "Doch ich hatte nie Unterricht, spielte immer nur nach Gehör", sagt sie. In Deutschland bekam sie vier Jahre lang Klavierunterricht, ihr Leistungskurs auf dem Gymnasium war, wie man sich denken kann, Musik. Dennoch beschloss sie erstmal, sich an der Uni einzuschreiben und zu studieren. "Ich war aber nur drei Mal da", skizziert sie den frühen Abbruch des Studiums.
Mit 19 Jahren nahm sie Gesangsunterricht bei Soulsängerin Jocelyn B. Smith und wusste, "ich will das machen, was mir Spaß macht". Und das tat sie dann auch. Sie sang als Backgroundsängerin in verschiedenen Bands, brachte ihr erstes Album heraus, das eher unbeachtet blieb. 2007 erschien ihr zweites Werk "Chefa".
Mit ihren neuen Songs war sie die Vorgruppe der Fantastischen Vier bei ihrer "Fornika"-Tour. Sie nennt ihren Musikstil "Balkan R’n’B", eine Mischung aus Hip-Hop, Soul, R’n’B und rumänischen Musikelementen. Ihre Texte singt sie auf Englisch. Warum nicht deutsch oder sogar rumänisch? "In Englisch schreibe ich einfach am liebsten, das andere hat irgendwie nie gepasst."
Mit Peter Fox verbindet sie eine langjährige Freundschaft, die weit vor seinem großen Erfolg entstand. "Wir sind füreinander da", sagt sie. Miss Platnum ist Backgroundsängerin in seiner Band und hat ihn 2009 auf seiner Tournee begleitet. Umgekehrt hat Fox beim neuen Video "She moved in" Regie geführt und seine Kombo, die Cold Steel Drummers, ausgeliehen.
In den vergangenen anderthalb Jahren hat sich die Sängerin vor allem um ihr neues Album, "The Sweetest Hangover", gekümmert, das sie mit dem Produzententeam "The Krauts" (DJ Illvibe und Monk) aufgenommen hat - unter anderem in Rumänien und Serbien. "Das Besondere war die Zusammenarbeit mit Marko Markovic", sagt sie. Er ist Trompeter, eine Koryphäe der serbischen Balkanmusik. "Und wir haben die Platte mit einem Gypsy-Blasorchester aufgenommen."
Miss Platnum singt das, was sie denkt. Vor zwei Jahren thematisierte sie mit dem Song "Give Me The Food" den Hunger- und Diätenwahn vieler Menschen. Denn Miss Platnum isst gut und gerne, und das sieht man ihr auch an. Sie ist nicht ein platinblondes Modepüppchen, das als Sängerin irgendwie groß rauskommen will. Sie ist wie sie ist, lässt sich nicht verbiegen. Gab es deswegen schon mal Probleme? "Ja, klar. Eine Bandmanagerin hatte mir mal gesagt, dass man doch viel mehr aus mir machen könnte, und ich sollte doch mal zehn Kilo abnehmen."
Getan hat sie es glücklicherweise nicht. Auch diese ganze Musik-Casting-Welle findet sie falsch. "Es ist doch viel gesünder, mit seiner Musik zu wachsen und sich zu entwickeln", so die Berlinerin. Sie sagt von sich, dass sie "einfach Glück gehabt hat" und "die richtigen Leute um mich herum". Vor allem Peter Fox.