Pop: „Alles, nur nicht in die Kiste“

Ausgeruht, nach einer verdienten Kreativpause, meldet sich Adam Green, der Anti-Star der Independent-Szene, mit einem neuen Album zurück.

New York. Sein erstes Album seit zwei Jahren präsentiert Adam Green in Phase drei seiner Laufbahn: Der New Yorker Songwriter, der mit seinem Drittwerk "Gemstones" und den Hitsingles "Emily" und "Carolina" die Herzen Europas eroberte, weiß seine Perioden genau einzuteilen.

Trotz des unverhofften Erfolgs von "Anyone Else But You", einem alten Song seiner ehemaligen Band Moldy Peaches, der dem Oscar nominierten Film "Juno" eine besondere Note verleiht, sieht der 26-Jährige seine Zeit mit Ex-Kollegin Kimya Dawson sowie dem Rest der Anti-Folk-Vorreiter abgeschlossen und kann sich eine Wiedervereinigung kaum vorstellen. "Kimya und ich sind beide sehr glücklich im Moment, und es wäre lächerlich, sich aus kommerziellen Gründen wieder zusammenzutun", lehnt Green jegliche dahingehende Überlegung ab.

Wieso auch, hat sich der junge Crooner, der oft mit Bob Dylan, Scott Walker oder Leonard Cohen verglichen wird, doch in den vergangenen sechs Jahren einen ganz eigenen Stil angeeignet: Phase zwei seiner Karriere begann mit dem Solodebüt "Garfield" (2002), das hierzulande unter dem Titel "Adam Green" erschienen ist. Schnell aufeinander folgten "Friends of Mine" (2003), besagtes Durchbruchalbum "Gemstones" (2005) und "Jacket Full of Danger" (2006). "Diese drei Platten gehören irgendwie für mich zusammen, weil ich sie in zwei, drei Wochen zwischen den Touren aufgenommen habe und sie deshalb praktisch die Weiterführung eines einzigen großen Albums sind, ohne Unterbrechung."

2008 steht Adam Green - dank der wohlverdienten Pause, die ihm vergönnt worden ist - bei Phase drei, dem Beginn einer neuen musikalischen Vorgehensweise: "Sixes & Sevens" ist sein mit Abstand abwechslungsreichstes Album. In den knapp anderthalb Jahren, die er daran gearbeitet hat, hat Green es geschafft, mit einer Menge Konventionen, die er selbst aufgestellt hat, zu brechen - angefangen bei der Instrumentierung.

Waren auf all seinen vorigen Alben immer nur Wörlitzer, Piano, Akustikgitarre, Drums, Bass, Gesang und vielleicht mal ein paar Streicher zu hören, so wird dieses Klanggerüst jetzt mit exotischen karibischen Instrumenten, Slide- und Pedalsteel-Gitarren, Rhodes- und Hammond Orgeln sowie einem Gospel-Chor, den er in einer Kirche in Brooklyn entdeckt hat, bereichert.

"Durch die lange Zeit, die uns für ‚Sixes & Sevens’ blieb, entstand eine viel zwanglosere Aufnahmeatmosphäre, und heraus kam ein sanfteres Album, zu dem die Leute bequem chillen können." Dass es während dieser 20neuen Lieder neben gelungenen Instrumentierungsversuchen und Stimmungsvielfalt einiges zu entdecken gibt, macht Green anhand einer Anekdote zur Spaßnummer "Exp. 1" deutlich, die er, im Gegensatz zum Rest der Lieder, an einem Tag geschrieben wie auch aufgenommen hat: "Ich und ein befreundeter Kollege saßen im Studio und haben zunehmend mehr getrunken. Und obwohl der Song im Endeffekt nur zweieinhalb Minuten lang ist, kriegt man die volle Auswirkung unserer Party-Session in Kurzform mit", lacht er.

Während er im eingängig-melodiösen "Drowning Head First” - das erste Duett seit Moldy Peaches - seine Freundin ans Mikro holt, zeigt sich Green in seinen Texten bekannt humorvoll und ungeschönt nah am Leben. Mit Stücken wie "Twee Twee Dee" erforscht er zwar das Territorium des 70er-R’n’B, bleibt lyrisch jedoch stets verwurzelt im Heute.

Kurzkritik: "Sixes & Sevens” ist Adam Greens bisher reifstes Werk mit 20 flotten Nummern, die kaum länger als drei Minuten sind. Der Hymnen- und Balladen-Barde liefert eine abwechslungsreiche Palette verspielter Gute-Laune-Musik im 60er-, 70er Jahre-Sound. Zu Bläsern, Streichern, Orgeln, Flöten, Motown- und Gospel-Chören croont der kauzige Songwriter in gewohnt dunklem Timbre, erzählt von "Tropical Islands", guten wie schlechten Zeiten und setzt seinen Großeltern "Grandma Shirley And Papa" ein kleines musikalisches Denkmal. Eingängige Melodien, die auf Partys ebenso gut dahinplätschern wie beim Relaxen am Wochenende.

Live: Am 13. April tritt Green in der Kölner Live Music Hall auf.