Pop: „Ich war nie wirklich weg“
Marius Müller-Westernhagen begeistert in Köln 15 000 Anhänger.
Köln. "Ich bin wieder hier. In meinem Revier. War nie wirklich weg. Hab’ mich nur versteckt." Dabei grient er übers ganze Gesicht. 121 Minuten ist das Konzert zu diesem Zeitpunkt alt. Und niemand unter den 15000 in der vollen Kölnarena wird diese Feststellung bezweifeln. Sie liegen ihrem Marius Müller-Westernhagen zu Füßen.
Die Geburtstagsfeier als Wunschkonzert für die Fans. Das passt. Das funktioniert. Und der 60-jährige Marius ist in bester Form. Ein nostalgischer, ein rockiger Abend.
In den 70er Jahren hat er als Theo gegen den Rest der Welt gekämpft. Jetzt kämpft er gegen Vorbehalte und Vorurteile an: Armani-Rocker, arrogant, selbstverliebt... Bei der ersten von insgesamt vier Geburtstagsshows ist von alldem nichts zu spüren. Ganz in Schwarz mit einem ausgefallenen Sakko ("Das habe ich mir von Gottschalk geliehen") bekleidet - das ist schon die einzige Extravaganz.
Exzellente Musiker (elf an der Zahl), eine prächtige Bühne mit effektvollen Videopräsentationen und vor allem die Setlist sorgen für eine explosive Mischung, die mit dem ersten Song zündet: "Ladykiller". Ein erstes Räuspern noch hinter dem Vorhang, dann gurrt Westernhagen los - und die Halle steht Kopf.
25 Songs wird er insgesamt spielen, mehr als 140 Minuten auf der Bühne stehen. Das Programm haben die Fans per Internet-Voting zusammengestellt. Dass sich Westernhagen diesem Diktat einmal beugen würde - kaum zu glauben. Doch er tut’s. Und die treue Anhängerschar singt textsicher mit. Was auch hilfreich ist. Denn Klassikern wie "Taximann" aus dem Jahr 1975 hat er sich Dekaden verweigert. Das putzig-desillusionierende "Der Junge auf dem weißen Pferd" wird zu einem frühen Höhepunkt der Show.
Die Songs fügt Westernhagen geschickt zusammen. Er bremst nicht - so wie früher so manches Mal. Er lässt die Leute tanzen, singen, feiern. "Geiler is’ schon", "Nimm mich mit" und schließlich "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz" - da löst Stefan Raab seine in "TV total" gemachte Zusage ein: "Pippi ist kein Name" grölt er, singt eine Strophe und tritt ab. So charmant kann ein Gastauftritt sein. Dass das nicht immer funktioniert, ist in der Hymne "Freiheit" zu erleben. Da platzt Rapper Curse in die Piano-Stimmung - unpassend.
Lagerfeuer-Stimmung zu "Jonny W.", Blues- und Rock-Kraft in "Mit 18", zu "Sexy" singt auch Gattin Romney mit - Westernhagen gibt an diesem Abend alles und bedient die Wünsche der Fans. Und auch Skeptiker müssen ihm hinterher bescheinigen: In dieser Form spielt Marius in der ersten Liga und da ganz vorne mit.