„Quadrophenia“: Die alten Who-Herren lassen es krachen

Berlin (dpa) - Nachdem die britische Band The Who das Format „Rockoper“ mit „Tommy“ mehr oder weniger erfunden hatte, erschien vier Jahre (1973) später ihr Meisterwerk „Quadrophenia“.

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Es geht hier um die Selbstfindung eines zornigen jungen Mannes vor dem Hintergrund der Straßenschlägereien im englischen Seebad Brighton. In den 60er Jahren trafen hier die rivalisierenden Cliquen der Mods und Rocker öfter aufeinander. Aus einem Trinker-Haushalt kommend, erleidet der junge Mod Jimmy viel Frust und driftet schließlich in die Schizophrenie ab.

Nun, das Werk hat nichts von seiner Aktualität und Wucht verloren und zum 40-jährigen Jubiläum lassen es die Urväter der Band, der Sänger Roger Daltrey und der Gitarrist Pete Townsend, noch einmal richtig krachen. Auf der neuen DVD ihrer Live-Show „Quadrophenia Live in London“, gefilmt am 8. Juli 2013 in der Wembley Arena, tragen sie die 17 Songs des Doppelalbums fulminant vor.

Die beiden geben sich richtig Mühe, den Mythos Who am Leben zu erhalten, aber es gelingt nicht ganz: Daltry ist gebräunt und durchtrainiert und Townshend wirbelt wie früher mit seinem rechten Arm in der Luft, aber es sind eben zwei älter gewordene Herren - der immer noch blond gelockter Sänger ist vor kurzem 70 geworden und trifft auch nicht mehr alle Töne. Townshend ist nur knapp 10 Monate jünger und schaut mitunter etwas grimmig drein.

„Bei den Aufnahmen in Wembley war eine Affenhitze, ich sah aus wie ein begossener Pudel“, verriet Daltrey dem US-Rocksender K-She-95 aus St. Louis. „Es hat jedoch einen Riesenspaß gemacht und ich denke, wir haben die Atmosphäre des Abends gut eingefangen.“ Und fügte hinzu: „Quadrophenia ist musikalisch ein sehr komplexes Werk... die Texte der Who sind wortgewaltig und nicht immer einfach zu singen.“

Der Band-Mitbegründer aus Hammersmith, London war größtenteils für die Auswahl der historischen Filmfragmente zuständig, die sehr effektvoll in die DVD-Performance einfließen. Es sind Bilder zu den historischen Ereignissen der vergangenen 40 Jahren, u.a. Farbsequenzen des im September 1978 verstorbenen Trommlers Keith Moon. Er galt als einer der besten Rock-Drummer aller Zeiten und wird offensichtlich noch schmerzhaft vermisst, auch wenn in London Scott Devours am Schlagzeug und Altmeister Pino Palladino am Bass beide mit Bravour spielen.

Kurzum, die neueste Leckerei für Who-Fans bietet „Quadrophenia“ von vorne bis hinten gespielt und in bester Sound- und Bildqualität. Ein besonderes Set enthält einige ihrer größten Hits. Mal sehen was sich die Who zum 50-jährigen Bandjubiläum 2015 einfallen lassen werden...