Shakira in Oberhausen: Abschied von der Queen des Hüftschwungs

Die Kolumbianerin Shakira präsentierte sich als Künstlerin.

Oberhausen. "Niemand kann singen und tanzen wie sie, mit solcher unschuldiger Sinnlichkeit, die ihre eigene Erfindung zu sein scheint", schwärmt Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez vom wohl erfolgreichsten Pop-Export Südamerikas. Singen kann Shakira, tanzen auch - nur auf Letzteres will die 30-Jährige anscheinend nicht mehr reduziert werden.

Dass wird bei der NRW-Premiere ihrer "Oral Fixation"-Tour in der Oberhausener Arena schnell deutlich. Das nicht ganz ausverkaufte Konzert, in der mit der Werbung eines spanischen Autoherstellers mehr als reichlich ausgestatteten Halle, mutet an wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Schimmert beim schlagerhaften "Estoy Aqui", dem ersten Song des Abends, noch etwas von der glamourösen Latin-Diva durch, die mit ihrem lasziven Hüftschwung zu gefallen weiß, steht beim nächsten Stück die Musikerin deutlich im Vordergrund.

Denn bei "Don’t Bother" greift Shakira selbst zur Gitarre und präsentiert ihrem Publikum eine rockige Uptempo-Nummer mit viel Energie aber deutlich reduziertem Sexappeal. Hier wird auch den Fans in den hintersten Reihen klar - diese Frau will als ernsthafte Künstlerin wahrgenommen werden und nicht als irgendein Püppchen, das sich verbiegen lässt.

Auch der Einspieler in der Pause, der schemenhaft zwei auf den Bühnenvorhang projizierte Tänzerinnen zeigt, die sich zu den Klängen von Eric Satie bewegen, untermauert den neuen Kulturanspruch der einstigen Hüftschwung-Queen. Dass sie dazu auch die notwendigen stimmlichen Qualitäten besitzt, stellt die Kolumbianerin vor allem bei Balladen wie "Illegal" eindrucksvoll unter Beweis.

Während diese Ausflüge aus der Glitzerwelt zwar vom Publikum respektvoll mit Applaus honoriert werden, springt der Funke an diesem Abend erst bei Gute-Laune-Nummern wie "Hips Don’t Lie" oder dem Mega-Hit "Whenever, Whereever" über. Hier begibt sich Shakira im knappen Gewand einer Bauchtänzerin mitten ins Publikum und lässt den Bauchnabel so herausfordernd kreisen wie in alten Zeiten.

Doch schon Momente später zieht sie wieder die Handbremse an und erscheint im aufgeräumten schwarzen Outfit, um in aller Ausführlichkeit ihrem Team zu danken und ihre siebenköpfige Band vorzustellen.

Prinzipiell ist es zu begrüßen, dass eine Musikerin, die über so viel Kreativität, Energie und Stimmvolumen verfügt wie Shakira, sich auf das Wesentliche ihres Schaffens konzentriert. Doch beim ständigen Hin- und Herspringen zwischen den Welten, überfällt den Betrachter doch die Sorge, dass sich die sympathische Sängerin im Nirgendwo des Pop-Geschäfts verlieren könnte.