Steven Spielbergs Kids gründen Indie-Band Wardell

Los Angeles (dpa) - Alles begann im Kinderzimmer. „Ich war gerade vom College zurückgekommen, da kam meine Schwester Sasha in mein Zimmer und sagte „Hey, lass uns einen Song schreiben““, erzählt Theo Spielberg.

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„Merkwürdigerweise hatten wir die 22 Jahre zuvor, in denen wir immer nebeneinander her Musik gemacht hatten, nie daran gedacht.“ Aus der Kinderzimmer-Kooperation entstand der Indie-Song „Opossum“, der in den USA gleich zum kleinen Hit wurde.

Eigentlich eine ziemlich normale Anfangsgeschichte einer ziemlich normalen jungen Indie-Band aus Los Angeles - wäre da nicht der Nachname der Geschwister. Die 24-jährige Sasha und ihr knapp zwei Jahre älterer Adoptivbruder Theo sind Kinder von Hollywoods Star-Regisseur Steven Spielberg. Das Kinderzimmer, wo der Grundstein von Wardell gelegt wurde, liegt im Luxus-Anwesen der Familie Spielberg in Hollywood.

„Wir können das nicht verheimlichen und warum sollten wir auch“, sagt die braunhaarige Sasha in einem Café in Los Angeles. „Ja, das ist einfach so“, fällt Theo ihr ins Wort. „Wir müssen das hinnehmen. Die Menschen können sagen, was sie wollen, aber letztlich geht es darum, ob ihnen die Musik gefällt, oder nicht.“

Natürlich habe ihnen ihr Nachname geholfen, Aufmerksamkeit für Wardell zu bekommen, das geben die beiden sofort zu. Aber bei viel mehr dann auch nicht. „Mein Vater kann zwar ganz gut pfeifen und Klarinette spielen, aber meine Eltern sind ja nicht in der Musik-Industrie“, sagt Sasha. Vater Spielberg höre sich ihre Songs aber gerne an, ergänzt Theo. „Er gibt uns wirklich hilfreiche Tipps. Er fragt auch, ob er uns sonst noch irgendwie helfen kann, aber wir kommen schon klar. Außerdem können uns die Leute, die er kennt, ja auch nicht wirklich weiterhelfen.“ Sasha unterbricht ihn lachend. „Genau, das sind dann zum Beispiel brillante Violinisten, die besten der Welt. Aber wir können dann nur sagen: Ja, aber spielen sie auch E-Gitarre? Oder Bass?“

Sasha und Theo sind gemeinsam mit insgesamt fünf Brüdern und Schwestern, darunter einigen Stief- und Adoptivgeschwistern, bei ihrem berühmten Vater und dessen zweiter Frau, der Schauspielerin Kate Capshaw aufgewachsen. Schon während der Schulzeit sprang Sasha für den Begleitgesang von Theos damaliger Band ein, später im College schickten sie sich gegenseitig Musik- und Songideen hin und her. Sasha arbeitete nebenbei als Schauspielerin, Theo als Journalist. Erst bei der gemeinsamen Song-Komposition im Kinderzimmer beschlossen sie, eine echte Band zu werden. Sasha singt, Theo spielt Gitarre und Schlagzeug, inzwischen ist auch eine Live-Band dabei. Den ursprünglichen Namen Brother/Sister änderten sie schnell in Wardell. „Das ist viel persönlicher“, sagt Theo. „Es ist mein zweiter Name - und man kann ihn auch viel besser bei Google finden.“

Seitdem geht es langsam aber kontinuierlich nach oben für Wardell: Zahlreiche Konzerte, ein umjubelter Auftritt auf dem renommierten Musikfestival „South by Southwest“ und ein erstes kleines Album mit vier Songs, das im Internet oder auf Schallplatte erhältlich ist. Ein richtiges Album soll bald folgen.

Als Geschwister mit Indie-Musik passen Wardell zudem perfekt in einen Trend, der sich in jüngster Zeit in Los Angeles herauskristallisiert hat: Auch die drei Schwestern der Band Haim und die Geschwister der Band He's My Brother She's My Sister konnten auf dieser Welle Erfolge feiern. „Das beste daran, als Geschwister eine Band zu haben, ist, dass man alles zueinander sagen und ehrlich miteinander sein kann“, sagt Sasha.

Aber selbst wenn der weltberühmte Vater mit Filmen wie „Der weiße Hai“, „E.T. - der Außerirdische“, „Indiana Jones“, „Schindlers Liste“ und „Jurassic Park“ Millionen verdient hat - so ganz einfach war es trotzdem nicht, den Eltern zu gestehen, dass sie es als Musiker versuchen wollen, sagen die beiden. „Während der College-Zeit war es immer einfach, nebenbei Musik zu machen, aber jetzt wo es ein Job ist, mussten wir ein ganz normales Eltern-Kinder-Gespräch führen und über Geld sprechen“, erzählt Sasha. „Ich war auch noch gerade aus New York gekommen und musste meine Eltern bitten, ob ich für eine kurze Zeit wieder zu Hause einziehen kann“, ergänzt Theo. „„Keine Sorge, das ist kein Rückschritt“, habe ich ihnen gesagt. Glücklicherweise unterstützen sie uns sehr.“

Dass sie zum Beispiel Anwälte oder Ärzte werden, das hätten ihre Eltern eh nie verlangt, kichert Sasha. „Sie wissen, dass ich Blut hasse und Theo immer spät aufsteht.“ Von der Musik leben, können die beiden Spielberg-Kids bislang aber auch noch nicht. „Das ist ja bei jeder jungen Band so“, sagt Theo. „Wir hoffen, dass sich das bald ändert. Letztens haben wir mal 100 Dollar verdient, das war cool.“