The Cure geben ihr „Best of“

Die britische Kultband der 80er und 90er ist nach Jahren wieder auf Tour und spielt in Oberhausen drei Stunden lang alle Hits.

<strong>Oberhausen. Natürlich: Die Zeiten haben sich geändert. In den 80er und 90er Jahren gehörten The Cure jener Subkultur, deren Anhänger sich "Gruftis" nannten. Auf Konzerten war man umgeben von totenbleich geschminkten Menschen mit hoch toupierten, schwarz gefärbten Haaren. Von Gestalten mit mageren Körpern, die in Ledermänteln mit Stehkragen steckten. Vor der Bühne kreisten die Joints, und es wurde wild getanzt. Heute gehören The Cure zwar immer noch diesen Leuten. Aber die sind mittlerweile Repräsentanten einer Ü-30-Generation, die vor 20 Jahren mit Lippenstift und Kajal die Autoritäten schreckte und heute eigene Kinder aufzuziehen hat. Da kreist kein Joint mehr - es werden Fotohandys in die Höhe gehalten. Auch der Platz in der ersten Reihe stellt keine Gefahr mehr für Leib und Leben dar. Und doch: Wenn Robert Smith mit seiner Zauselfrisur die Bühne der ausverkauften Arena in Oberhausen betritt, dann genügen zwei Sätze - und The Cure sind wieder die beste Band des Planeten, die vor 13.000 absoluten Fans spielt.

Die Songs wecken wehmütige Erinnerungen und Gefühle

"I think it’s dark and it looks like Rain. And the Wind is blowing like it’s the End of the World." Der "Plainsong" mit all seiner bodenlosen Traurigkeit erwischt jeden und trifft tief, tief ins Herz. Wieder und wieder. Und immer noch. Als nächstes: "Prayers for Rain". Smith rauft sich die Haare, umarmt sich selbst in gespieltem Schmerz. Die Gitarren jaulen gewaltig und gleiten hinüber in ein dreistündiges Set, das bis auf wenige neue Stücke den Charakter einer "Best Of"-Retrospektive hat. Es ist ein Set, das wehmütige Erinnerungen und schon vergessen geglaubte Gefühle weckt. War "In between Days" nicht der Song, der einem einst Geist und Ohr für The Cure öffnete? Ist es wirklich schon 21 Jahre her, dass man zu "Just Like Heaven", diesem hochmelodiösen Bastard von einem Liebeslied, des nachts daheim am Schlafzimmerfenster hing, die Sterne anschaute und voller Sehnsucht an dieses unerreichbare Mädchen dort draußen dachte? Ist "100 Years" mit seinem ersten Satz "It doesn’t matter if we all die" nicht nach wie vor die größtmögliche, in Musik gepackte Verzweiflung? Ist "A Forest" mit diesem peitschenden, ins Mark fahrenden Basslauf nicht immer schon einer der besten Songs aller Zeiten gewesen? Und überhaupt: Ist Simon Gallup, der sein Instrument stets auf Kniehöhe hängen hat, nicht für immer der coolste Bassist neben Dee Dee Ramone?

Die Antwort auf all diese Fragen lautet: Ja! "Grinding Halt", "10.15 Saturday Night", "Boys don’t cry": Am Ende jagen The Cure wie Furien durch einen Zugabenteil, der aus Stücken ihrer ersten Alben besteht und nochmals zeigt, wer damals für Post-Punk und New Wave verantwortlich war und über die wenig später anbrechende, sinnfreie Zeit der Rick Astleys und Jason Donovans hinweg half.

Die Band: 1976 gründete Robert Smith 17-jährig die Band namens Easy Cure zusammen mit seinen Klassenkameraden Michael Dempsey (Bassgitarre), Lol Tolhurst (Schlagzeug) und Porl Thompson (Gitarre) in Crawley, Sussex. Später nannten sie sich in The Cure um.

Die Platten: (Auswahl) "Seventeen Seconds" (1980), "Pornography" (1982), "Kiss Me Kiss Me Kiss Me" (1987), "Wish" (1992), "Bloodflowers" (2000).