Volles Haus für Frank Turner
Berlin (dpa) - Die Menschen in der Wembley Arena jubeln schon frenetisch, da hat Frank Turner noch nicht einen Song gespielt.
Als das Intro dann endlich seinen Auftritt in London ankündigt, entert der Engländer mit seiner Gitarre die rot ausgeleuchtete Bühne und startet die Show mit dem aufmunternden „Loblied“ auf uns einfache Menschen. Es könnten halt nicht alle Astronauten werden oder wie Freddie Mercury sein. Was dann folgt, sind 100 Minuten pure Punk-Folk-Euphorie - bei den Fans wie beim Sänger - alles festgehalten auf DVD. Zusammen mit einer Best-of-CD ist „Last Minutes & Lost Evenings“ bereits im Handel.
Am meisten wundert sich der Weltenbummler Turner darüber, dass er es tatsächlich bis auf die großen Bühnen Englands geschafft hat. Auch bei der Eröffnungsfeier für die Olympischen Spiele war er dabei.
An diesem Abend seien aber nicht er oder seine Band The Sleeping Souls die wichtigsten Musiker, sondern - „on backing vocals“ - die fast 12 000 mitsingenden Fans vor der Bühne, ohne die „keine Show irgendetwas wert sei“. Die ganze Arena ist da längst in einem Rausch, der für den Käufer der DVD vielleicht nicht ganz so schweißtreibend ist, aber zumindest Anreiz genug, die Tourdaten nachzuschauen und zum nächsten Gig zu fahren.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, ist Turner doch auf Dauertournee. Seit 2007 kommen mehrere hundert Solo-Auftritte zusammen. Ausgiebig berichtet er darüber auf seiner Website, auf Twitter oder Facebook. Mutet Turner musikalisch mit vier Bandmitgliedern eher traditionell an - viel technisches Brimborium ist ohnehin nicht seine Sache -, so modern ist seine Einstellung zum Internet. Scheinbare Gegensätze, die bei Turner häufig zu finden sind: Manches Mal klingt es schief, wenn er seine Lieder anstimmt, doch umso griffiger bleiben seine lyrischen Texte von Freiheit, Frauen und Feiern im Kopf hängen.
Am Ende des „Loblieds“ behält Turner Recht, wenn er sich mit seinen letzten Worten vor der selig taumelnden Menge verneigt: „Rock 'n' Roll hat nichts mit Limousinen, Backstage-Pässen oder dicken Egos zu tun, sondern dreht sich ganz simpel um einen vollen Raum mit Leuten, die zusammen singen, tanzen, trinken und verdammt gut abfeiern.“
Wer davon noch nicht genug hat, kann sich über die CD freuen, die keine wirklich neuen Songs aufweist, deren Titelauswahl aber vom sympathischen Briten höchstpersönlich stammt.