Yusuf alias Cat Stevens wieder auf Tour

Hamburg (dpa) - Plötzlich fängt der bärtige Mann auf dem Hotelsofa an zu trällern. „Moonshadow, moonshadow“, tönt es etwas piepsig aus seinem Mund. So, erzählt Yusuf - ehemals Cat Stevens - lachend, singen seine Enkelkinder seine Hits.

„Sie alle lieben meine Songs.“ Der 62-Jährige selbst dagegen wollte Jahrzehnte lang mit seinen großen Erfolgen wie „Wild World“, „Peace Train“ oder „Father and Son“ nichts mehr zu tun haben. Nun aber kehrt er zurück auf die Bühne: Nach 35 Jahren geht der Sänger erstmals wieder auf Deutschlandtournee - mit den Klassikern aus der Cat-Stevens-Zeit im Gepäck. Der Auftakt ist am Dienstag (10. Mai) in Hamburg.

Bei seinen insgesamt fünf Konzerten wird Yusuf einige neue und viele alte Songs spielen. Ein Umschwung, auf den seine Fans seit langem gehofft hatten. Wie kam es zu dieser Kehrtwende? „Es ist wie eine Ausstellung meines musikalischen Kaleidoskops, meines musikalischen Lebens“, sagt der Mann, der einer der wichtigsten Liedermacher der 60er und 70er Jahre war. Ohne die Anfänge, ist er inzwischen überzeugt, gehe es einfach nicht.

Da spricht einer, der angekommen scheint, der sich versöhnt hat mit sich selbst. „Mir ist es gelungen, Antworten auf ein paar meiner Fragen zu finden“, erzählt der Sänger, der so lange auf Sinnsuche war. Sein Glaube spielt für den Moslem eine herausragende Rolle. „Jetzt ist es an der Zeit, Brücken zu überqueren, Lücken zu füllen und Herzen zusammenzubringen“, betont Yusuf. „Und Musik kann das.“

Die Musik schafft es ja sogar, den gläubigen Familienvater mit dem schillernden, weltberühmten Popstar von einst zu vereinen: Auf dem Konzertplakat steht der junge, verträumte Cat Stevens mit seiner wilden Lockenmähne einträchtig neben dem kurzhaarigen, langbärtigen Yusuf. Was für ein Bruch zwischen diesen beiden Aufnahmen liegt. Ende der 70er Jahre gibt der Publikumsliebling mit den Katzenaugen und der sanften, unverwechselbaren Stimme seine Weltkarriere auf. Seine Instrumente lässt er später versteigern.

Es ist eine völlige Abkehr vom Showbiz. Steven Demetre Georgiou - unter diesem Namen wird er als Sohn einer Schwedin und eines griechischen Zyprioten in London geboren - konvertiert zum Islam und nennt sich Yusuf Islam. Große Teile seines Millionenvermögens gibt er fortan für humanitäre Zwecke aus. Nach den Höhenflügen als Superstar wollte er damals wieder auf den Boden kommen, erzählt der 62-Jährige über das jähe Karriereende. „Ich glaube, ich hätte das nicht tun können, während mein Kopf noch oben in den Wolken schwebte.“

Persönliche Gründe kamen hinzu: Er kümmerte sich um seinen kranken Vater, und er gründete selbst eine Familie. „Ich konnte nicht alles gleichzeitig tun, und ich brauchte eine Pause. Es war eine lange Pause, weil ich so engagiert war bei allem, was ich begann.“ Etwa der Gründung einer Islam-Schule in London, für die jetzt seine Kinder verantwortlich sind. Yusuf und seine Frau leben inzwischen in Dubai - von dort aus geht es nun wieder „on the road“.

Dass das Ende seiner Tour-Pause ausgerechnet in eine Zeit fällt, die vom Umsturz in der arabischen Welt geprägt ist, findet Yusuf spannend. „Das erinnert mich an die Ära der 60er Jahre, in denen es Märsche für dies und das gab, vor allem für die Emanzipation bestimmter Gruppen.“ Die politischen Themen von damals und heute seien sich erstaunlich ähnlich: „Das ist auch inspirierend.“ Den Song „My People“ etwa hat er - angeregt durch den Aufstand in Ägypten - für Menschen geschrieben, die um ihre Freiheit kämpfen.

Er hoffe, dass seine Musik Grenzen überschreitet, sagt Yusuf. Auch im Publikum. Bei seiner Tour in Australien im vergangenen Jahr seien ganze Familien gekommen und Menschen völlig unterschiedlichen Alters. Selbst eine 100 Jahre alte Großmutter habe sich an ihn als „Mann mit der Gitarre und den Locken“ erinnert, erzählt Yusuf. Seine verschmitzten Augen hinter der randlosen Brille lachen. Und auch seine Familie, die im Hintergrund lauscht. Ehefrau und Sohn sind die ganze Zeit dabei, zeichnen das Interview auf, geben ihr Okay für die Fotos. „Mein Sohn und meine Familie sind große Fans von mir.“