Oscar-Verleihung: Freude ohne Überraschungen

Meryl Streep und Jean Dujardin sorgen für ein klein wenig Abwechslung. Keiner der deutschen Nominierten wird ausgezeichnet.

Los Angeles. Es gibt in dieser Nacht einen kurzen Moment der großen Hoffnung. Als die Nominierten für den besten Dokumentarfilm genannt werden, bekommt „Pina“ von Wim Wenders den meisten Applaus aus dem Auditorium. Doch um 3.42 Uhr fällt das Urteil kurz und knapp: Der Dokumentar-Oscar geht nicht an den 3D-Film über das Wuppertaler Tanztheater, sondern an den Football-Film „Undefeated“.

Der deutsche Filmemacher schwankte vorher zwischen Skepsis und Hoffen. „Das wird nichts“, sagt der gebürtige Düsseldorfer (66) auf dem roten Teppich. Andererseits sei „Pina“ der mit Abstand meistgesehene und bewegendste der fünf nominierten Dokumentarfilme.

Auch die anderen drei deutschen Nominierten gehen leer aus: der Hamburger Kurzfilmer Max Zähle (34) mit seinem Adoptionsdrama „Ranju“, die Kostümbildnerin Lisy Christl (47) für Roland Emmerichs Shakespeare-Film „Anonymous“ und das Produzententeam um Steffen Reuter (39), der auf den Auslands-Oscar für den Holocaust-Film „In Darkness“ gehofft hatte. Das hält aber keinen vom späteren Feiern ab.

Schließlich können sie sich auf Augenhöhe mit Hollywood-Größen wie Martin Scorsese und George Clooney, Glenn Close und Brad Pitt fühlen, die ebenfalls ohne Trophäe nach Hause gehen müssen.

Umso mehr Grund zum Jubeln haben die Preisträger. Meryl Streep hat zwar kürzlich im Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ geklagt, sie fühle sich bei der Oscar-Verleihung „überhaupt nicht wohl. Ich fühle mich zu alt, zu dick, zu fremd“. Doch so wie die 62-Jährige als Schauspielerin unfassbarerweise immer noch an Vielfalt zulegt, so souverän trägt sie die sehr goldene Robe, so unpeinlich bedankt sie sich bei ihrem Mann Don Gummer: „Alles, war mir in meinem Leben am wichtigsten ist, hast du mir geschenkt.“

Jean Dujardin, der erste Franzose mit einem Oscar als bester Schauspieler, sagt einfach „Ich liebe dieses Land“. Am Ende kommt der „French Clooney“ vor lauter Tänzeln kaum von der Bühne — immerhin eine Abwechslung im ewigen Strom der artig heruntergeratterten Dankesbezeugungen.

Schockpotenzial sammelt hingegen Woody Allen. Der Filmemacher würde die Versammlung wohl aus der Fassung bringen, wenn er mal leibhaftig erscheinen würde. Doch der 76-Jährige nimmt auch seinen vierten Oscar nicht persönlich entgegen.