Rockgespenst und Schmeichelmusiker
Knopfler und Dylan auf einer Bühne.
Oberhausen. Tun sie’s oder tun sie’s nicht? Keine Frage: Zum versprochenen „einzigartigen Abend“ gehört das zwingend dazu: Mark Knopfler und Bob Dylan spielen nicht nur auf einer Bühne, sondern in einer Band. In vier Songs wird Knopfler zu Dylans Gitarrist. Zu „It ain’t me, Babe“ wiegen sie gar beide Gitarren im Rhythmus — bei Dylan die Ausnahme an diesem Abend.
Restlos ausverkauft ist die Arena Oberhausen. Das Ü 40-Publikum ist in freudiger Erwartung. Knopfler und seine sieben Musiker enttäuschen sie nicht. Es sind 75 einschmeichelnde Minuten voller Melodienseligkeit. Viel Folk, ein bisschen Rock. Flöten, Fiedel, Dudelsack — Knopflers poetisches Gitarrenspiel verträgt viele Instrumente. Mit „Brothers in Arms“, dem erhabenen, stillen Dire-Straits-Hit, bringt er die Arena zum Beben.
Bob Dylan hingegen polarisiert auch mit 70 Jahren. Der Pop-Poet singt nicht. Er spricht. Er raspelt. Er jault, als wäre er das Rock-Gespenst persönlich. Dylan verstört — das ist Programm. Hunderte sind verstört und verlassen den Saal. Dabei ist Dylan an dem Abend blendend aufgelegt. In einer schwarzen Fantasie-Uniform steht er geschmeidig an der Orgel oder mit dem Mikro in der Hand, bewegt sich für seine Verhältnisse aufreizend viel.
14 Songs in 90 Minuten serviert der „Columbia Recording Artist“. Unterstützt von fünf großartigen Musikern ist es eine druckvolle Rock-Show. Zum Beispiel „The Levee’s gonna break“: Scheppernde Gitarren, krachendes Schlagzeug, Dylans treibendes Harmonika-Spiel — das euphorisiert! Vor der Zugabe setzen Dylan und Band mit „All along the watchtower“ ein Glanzstück. Böse Riffs, ein gewagtes Arrangement — ein Sound-Inferno. Der Hit wird zur Furie, die nur Dylan entfesselt und einfängt.