Wenn Bilder die Sprache ersetzen
Das Hagener Osthaus Museum zeigt Werke autistischer Künstler.
Hagen. Künstler leben nicht selten in ihrer eigenen Welt. Ähnlich wie Autisten. Was dabei herauskommt, wenn Autisten sich über Kunst ausdrücken, ist jetzt im Osthaus Museum Hagen zu sehen. Dort gastiert die Ausstellung „Ich sehe was, was du nicht siehst“.
In Kassel und Paderborn war das in Kooperation mit dem Verein „Autismus, Kunst und Kultur“ („akku“) entstandene Projekt schon zu sehen. Es gibt Einblicke in ein fremdes Universum. Gezeigt werden Arbeiten von 27 Künstlern mit Autismus, die von den Kuratoren Elisabeth May und Volker Elsen in Beziehung zu den Werken der Sammlung gesetzt werden.
Dabei verlaufen die Grenzen zwischen „normal“ und „abnormal“ fließend. Immer wieder werden Einstellungen und Sehgewohnheiten beim Rundgang infrage gestellt, gleicht der naive Blick der autistischen Künstler doch oft dem bekannter Maler und Bildhauer.
Deniz Aras etwa legt eine Bestandsaufnahme einer Familie vor. Kinderzeichnungen, die den Verwandtheitsgrad der Personen penibel ausloten und mit Worten präzise erläutern.
Ein vergleichbar stereotypes Ordnungsprinzip wendet Herman de Vries an. Der renommierte niederländische Künstler sammelt in Schubladen 2000 Pflanzen, Samen, Früchte. Der Versuch, die Welt zu ordnen, verbindet beide mit den aus Sperrholz gebastelten Autoscootern, die Uwe Breckner sauber nebeneinander aufreiht.
In einem Künstlerbuch können Besucher selbst kreativ werden. Nach Ende der Ausstellung geht es ein in die ständige Rauminstallation von Sigrid Sigurdsson in der Bibliothek des Osthaus Museums. Die Ausstellung zeigt, dass Kunst eine Kommunikationsform abseits der Sprache ist. Sie hilft den Erkrankten, in Kontakt mit ihrer Umwelt zu treten.
Mit Vorträgen und Führungen gibt die Ausstellung zudem einen hilfreichen Anstoß, Autisten besser zu begreifen und in neuen Bahnen zu denken. „Ich sehe was, was du nicht siehst — Eine Werkschau von Künstlerinnen und Künstlern mit Autismus“.