Meinung Bratwurst statt Show

Wenn das wichtigste Sport-Ereignis in den USA in die Halbzeitpause geht, beginnt die große Show. Paul McCartney, Madonna, Prince, die Rolling Stones, Beyonce, Bruce Springsteen, Katy Perry, Coldplay, Lady Gaga — sie alle standen in der Pause beim Superbowl, dem Endspiel um die Football-Meisterschaft, auf der Bühne.

Foto: Nanninga, Bernd (bn)

Dass sich die Weltstars des Pop ein Stelldichein geben, hat dort Tradition.

Beim Fußball-Pokal-Finale in Berlin trat nun nicht gerade ein Weltstar auf, aber Helene Fischer, bitteschön, ist auch nicht irgendwer. Zurzeit ist sie allerdings ohnehin auf allen Kanälen zu sehen und zu hören, denn die schöne Helene hat gerade ihr neues Album herausgebracht. Das Mini-Konzert im Berliner Olympiastadion war also Teil ihrer PR-Tour. Vielleicht ist das ein Teil der Erklärung, warum die Sängerin mit einem gellenden Pfeifkonzert begrüßt wurde.

Denn Tradition ist Fußball-Fans in Deutschland auch wichtig. Nur verbirgt sich dahinter eine leicht romantisierende Vorstellung von Vereinen, denen man über Generationen die Treue hält. Die Sache mit dem Kommerz und den Millionengehältern wird zähneknirschend hingenommen. Hauptsache, Eintrittskarten und Bratwurst bleiben erschwinglich. Jetzt immerhin weiß man: Helene Fischer und Bratwurst, das geht dann doch nicht zusammen. Die „wahren Fans des Fußballs“, erklärt Eintracht Frankfurts Sport-Vorstand Fredi Bobic, als gäbe es auch „unwahre“ Fans, wollten einfach nur Fußball sehen.

Die Aufregung über einen Show-Act beim Pokalfinale erscheint aber doch etwas seltsam. Schließlich wird man in Deutschlands Stadien durchaus regelmäßig mit einem vermeintlich unterhaltsamen Rahmenprogramm malträtiert. Da präsentieren Sponsoren kuriose Gewinnspiele, da werden Vereinslieder-Schnulzen gespielt, dass man sich beinahe nach Helene Fischer sehnt. Fußball ist auch in Deutschland Show, was denn sonst. Nur eben wahnsinnig provinziell.