Meinung Ein Rücktritt als Anfang

In einer Riege der Blatters und Platinis ist mit Wolfgang Niersbach der vermutlich ehrbarste zurückgetreten. Dafür gebührt ihm immerhin Respekt. Allein gelassen von den Alphatieren der Branche wie Franz Beckenbauer und Günter Netzer, die er selbst stets als Freunde feierte, und nachhaltig bekämpft von seinem Vorgänger Theo Zwanziger, stand Niersbach zuletzt auf verlorenem Posten.

Foto: Sergej Lepke



Als Opfer geht er trotzdem nicht durch: Niersbach managte die Krise katastrophal, war der Aufgabe nicht mehr gewachsen und konnte keine Antworten geben, die er als DFB-Präsident geben können muss. Als Aufklärer konnte er nicht wirken in einer Affäre, deren Bestandteil er war. Selbst wenn Niersbach über bestimmte Geldzirkulationen der Vergangenheit nicht Bescheid gewusst haben mag — was er ziemlich glaubwürdig vermittelt — so muss er sich diese Unkenntnis in Verantwortung ankreiden lassen. Ein vermeintlich naiver Fan des Fußballs als DFB-Chef — das funktioniert nicht. Die märchenhafte Karriere ist geplatzt: Vor den Enthüllungen des Magazins „Der Spiegel“, gegen den der DFB gestern — aufgehorcht — alle juristischen Anstrengungen fallen ließ, schien Niersbach bald Uefa-Chef werden zu können.

Personen werden gerne überhöht oder überhöhen sich selbst: Der DFB wird nun die Chance haben, ohne Rücksicht auf Amtsträger eine Affäre aufzuarbeiten, die wohl noch eine größere Dimension annimmt. Und am Ende aufzeigen wird, dass die Strukturen im Weltsport der exorbitanten Kommerzialisierung nicht mehr standhalten. In diesem sich aufdrängenden Zusammenhang ist Niersbach selbst im größten nationalen Einzelsportverband der Welt das kleinste Licht.