Meinung Heiratsschwindler Gabriel
Vor einigen Jahren berichtete Sigmar Gabriel Journalisten ungefragt in einer Hintergrundrunde über sehr private Vieraugengespräche, die er mit einigen SPD-Politikern geführt hatte. Es ging um die Ambitionen der Betroffenen in Sachen Kanzlerkandidatur und Parteivorsitz.
Und man fragte sich: Wie können die dem jemals noch trauen?
2010 zeigte er eine SMS der Kanzlerin herum, nicht über irgendein Thema, sondern über die Frage, wer Bundespräsident wird. Und man fragte sich, wie kann Angela Merkel jemals mit dem noch vertrauensvoll Botschaften austauschen? Das tat sie dann auch lange nicht mehr.
Sigmar Gabriel hat es sich nicht wegen einer einzigen wütenden Äußerung mit nahezu der gesamten SPD-Spitze verscherzt. Obwohl man annehmen darf, dass er den seiner Tochter in den Mund gelegten Satz über Martin Schulz, den „Mann mit den Haaren im Gesicht“, sehr genossen hat, als er ihn einer Zeitung sagte. Jetzt bedauert er natürlich, weil es jetzt eng wird. Als ob so ein hinterhergeworfenes Bedauern all die Indiskretionen und Erniedrigungen vergangener Jahre aus der Welt schaffen würde, die jeder mit ihm schon erlebt hat. Von seinen inhaltlichen Sprüngen nicht zu reden.
Dass er sein Verhalten stets wortmächtig, innerparteilich gern auch unter Einsatz von Tränen der Rührung, zu begründen weiß, macht die Sache nicht besser. Viele haben mittlerweile das Gefühl, einem politischen Heiratsschwindler aufzusitzen, der ihre Loyalität immer nur benutzt. In Führungsetagen kommt dieses Verhaltensmodell langsam aus der Mode. Weil damit jede Teamarbeit zerstört wird und schlechte Ergebnisse erzielt werden.
Sobald es Alternativen für Sigmar Gabriel gibt — und die gibt es mit Thomas Oppermann und Heiko Maas für den Außenministerjob — wird die neue SPD-Spitze sie in den kommenden Wochen bevorzugen.
Wer sollte ihr das verdenken?