Meinung Kanadier wollen mit dem Kaufhof in die Offensive
Groß ist eigentlich nur ihre Vergangenheit. Warenhäuser, das waren Tempel des Konsums, Anziehungspunkte in den Innenstädten. Kaufhof, Karstadt, Horten und Hertie kannte jedes Kind. Sie boten „tausendfach alles unter einem Dach“.
In den 1970er Jahren lag ihr Anteil am Umsatz im Einzelhandel bei mehr als 14 Prozent. Davon ist nur ein Bruchteil geblieben. Warenangebot und Kundenwünsche sind schon lange zu vielfältig für ein Haus. Eingekauft wird in Fachmärkten, beim Discounter oder im Online-Shop.
Auf dem deutschen Warenhaus-Markt haben nur noch Kaufhof und Karstadt eine Relevanz. Die Kontrahenten verfolgen eine Strategie, die unterschiedlicher kaum sein könnte. René Benko, Immobilien-Investor aus Österreich und seit 2014 Karstadt-Eigentümer, arbeitet mit dem Rotstift. Er versucht, Karstadt in die schwarzen Zahlen zu sparen. Benko schließt Filialen und hat auch den Ausbau des Online-Geschäftes gebremst, weil es nicht schnell genug profitabel wurde. Um Personalkosten zu senken, muss es bei Karstadt ohne Tarifbindung der Mitarbeiter gehen.
Der Kaufhof liefert den Gegenentwurf. Seit die Metro ihre Tochter im Sommer 2015 an den kanadischen Handelskonzern Hudson’s Bay Company (HBC) verkauft hat, wird in der Kölner Kaufhof-Zentrale über Wachstumsstrategien nachgedacht. Jetzt machen die Kanadier ernst. Sie wollen in den nächsten fünf bis sieben Jahren eine Milliarde Euro investieren. Das klingt spannend, setzt ein Signal des Aufbruchs. Sowohl für die Filialen als auch für das Online-Geschäft nimmt HBC Geld in die Hand. Von Tarifflucht oder Stellenabbau spricht niemand.
Als größte Baustelle beim Kaufhof haben die HBC-Manager das Online-Geschäft ausgemacht. Bislang sind längst nicht alle Waren im Netz verfügbar, der Umsatz liegt hinter den Erwartungen. Das soll sich ändern. Und der Kunde kann entscheiden, ob er die Ware im Kaufhaus abholt oder zugeschickt bekommt. Profitieren wollen die Kanadier zudem von der Lust der Deutschen, nach Schnäppchen zu jagen. Bis zu 40 Edel-Outlets der in den USA sehr erfolgreichen Marke Saks Off Fifth soll es hierzulande geben. In einigen Kaufhof-Häusern wird der Luxusladen Saks Fifth Avenue Einzug halten. Ob daraus ein Erfolg wird, kann niemand seriös sagen. Der Wettbewerb im hiesigen Einzelhandel ist brutal. Aber der Mumm, mit dem HBC das Projekt angeht, verdient Respekt.