Meinung Laschets Haltung zum Hambacher Forst ist mindestens mutlos

Es fahren drei Züge aufeinander zu. Rasend schnell. Seit Monaten. Und niemand scheint ein Interesse zu haben, dem einen oder anderen Zugführer mal ins Gewissen zu reden und über Alternativen nachzudenken.

Ein Kommentar von Olaf Kupfer.

Foto: Sergej Lepke

Vielleicht doch mal anhalten? Die Weiche umstellen? Oder wenigstens mal miteinander funken?

Das ist die Situation am Tagebau Hambach im Hambacher Forst, der mit seiner bescheidenen Größe und Schönheit weit weniger Aufsehen erregen mag, als durch seine Symbolkraft als Bollwerk der Natur gegen umweltzerstörerische und vermeintlich veraltete Energiegewinnung. Protagonisten, also die aufeinander zurasenden Züge sind: ein gereizter Energiekonzern, offenbar gewaltbereite Umweltaktivisten und verängstigte Polizisten.

Stand jetzt kann das Unternehmen RWE als Eigentümer am 1. Oktober mit der Rodung des Altwaldes für die Verstromung der darunter liegenden Braunkohle beginnen. Mit der Zustimmung der Landesregierung und mit Polizeischutz. Aber ist das auch unerlässlich und schlau? Mindestens mutlos ist die Haltung des NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU),der geltendes Recht zum alternativlosen Dogma stilisiert und RWE zum machtlosen Vollstrecker degradiert. Laschet erteilte einer Vermittlung am Donnerstag eine Absage mit dem Verweis, den Camp-Bewohnern sei es ja ohnehin herzlich egal, ob im Oktober 2018 oder im Januar 2019 gerodet werde. Soll heißen: Widerstand gäbe es so oder so.

Dabei wäre über das Moratorium, also die Aussetzung der Rodung für den Zeitraum der Verhandlung der Kohlekommission, durchaus nachzudenken, selbst wenn das mit der SPD und den Grünen sicher die Falschen gefordert haben, weil sie den Vorgang in ihrer Regierungszeit erst ermöglicht haben. Aber: Das wäre ein wirklich schlechtes Argument für einen in Kauf genommenen Frontalzusammenstoß, den man womöglich hätte vermeiden können. Wenn man es denn will.