Meinung Nach Merkels Rückzug - Und was macht Seehofer?
Meinung · Es wäre schön, wenn nach der CDU bis Jahresende auch die CSU den Müll der Saison aufkehren und die Stube besenrein machen würde, damit man das politisch so missratene Jahr 2018 endlich hinter sich lassen kann.
Dazu müssen die Münchner sich endlich darüber klar werden, was sie in Zukunft sein wollen. Eine Bundes-Gernegroßpartei oder eine etwas bescheidenere Bayernkraft mit Laptop, Lederhose und konstruktiver Teilhabe in Berlin.
Letzteres ist schon deshalb zu empfehlen, weil es den Gernegroßen in ihrer Hauptstadtvertretung zuletzt an echten Größen gefehlt hat. Alexander Dobrindt ist ein kalkulierender Spieler, Horst Seehofer ein Hasardeur, was fast das Gleiche ist. Nur, dass dem Hasardeur alles egal ist. Beinahe wäre die Bundesregierung wegen ihm in diesem Sommer gescheitert; der von diesen Krisen ausgehende Ansehensverlust der großen Koalition hat erheblich zu den Stimmenverlusten der Union wie der SPD bei beiden zurückliegenden Landtagswahlen beigetragen.
Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte, wenn derjenige bliebe, der das Chaos maßgeblich verursacht hat, und mit Angela Merkel diejenige ginge, deren schwerster Fehler es war, nicht mehr stark genug zu sein, um es in den Griff zu bekommen. Ein Rücktritt Seehofers als CSU-Chef und als Innenminister ist zwingend, wenn es in Berlin auch nur ein bisschen weitergehen soll. Mit Joachim Herrmann stünde für den Hauptstadtjob sofort ein Ersatz bereit.
Schon gibt es seitens der CDU diesen Ruf, bei der SPD sowieso. Allerdings reagieren die Bayern auf solche Forderungen von außen erfahrungsgemäß trotzig. Es bleibt also nur, der Basis der CSU zu vertrauen, dass sie minus zehn Prozent nicht so lustig findet wie ihr Parteichef.