Meinung Wahnsinn und Doppelmoral
Wie lange sich der europäische Vereinsfußball noch vor englischer Dominanz schützen kann — in der Champions League sind Arsenal London, Manchester City und Manchester United Gegner der deutschen Teams — ist zunehmend fraglich.
Geld gibt es dank eines opulenten TV-Vertrags für die Premier League ab der Saison 2016/17 im Überfluss. Es ist leicht zu prophezeien, dass im kommenden Sommer alle Dämme brechen - wo schon jetzt die englischen Clubs mit wahnwitzigen Transferentscheidungen und -summen die Tektonik des europäischen Marktes verschieben. Wer heute Manager in der Bundesliga ist, sollte einen Schnellkurs im Umgang mit den englischen Möglichkeiten absolvieren.
Es gehört seit Wochen zum guten Ton in der deutschen Liga, sich über diese Verhältnisse zu mokieren (weil man sie selbst gerne hätte) — und dann doch gelassen die Hand aufzuhalten, wenn der eigene Club profitiert. Großes Wehklagen um den Spieler Son, der für fast 30 (!) Millionen Euro nach Tottenham wechseln soll, ist in der Chefetage Bayer Leverkusens dann eben doch nicht nicht zu vernehmen. Wenn der Preis passt, kann man reden. Wolfsburg wird fast 80 Millionen Euro für Kevin de Bruyne erlösen. Ein Verein wie Augsburg hat sich über den Transfer von Baba zum FC Chelsea eine ganz neue Welt geschaffen: Längst begutachten die deutschen Manager ihre Kader in der Hoffnung auf weitere Millionen-Einnahmen.
Dass die großen deutschen Clubs der Bundesliga davon mehr profitieren als die kleinen, ist klar. Zwar werden auch ihre Stars im Unterhalt teurer. Aber: Wer groß investiert, wird gewaltig zurückbekommen. Für Moral ist gerade keine Zeit.