Meinung Wolfgang Niersbach: Oblatendünne Erklärungen

Ob es besonders schlau war vom Deutschen Fußball Bund, seinen oblatendünn informierten Präsidenten Wolfgang Niersbach allein ins Rennen der Erklärversuche zu schicken, mag dahingestellt sein. Fakt ist: Die skurrile Version um die 6,7 Millionen Euro Zahlung an die Fifa wirft viel mehr neue Fragen auf als sie Antworten gibt.

Foto: Sergej Lepke

Und sie ist so anfechtbar, dass sie stimmen sollte, wenn Niersbach noch nach der Chance trachtet, sein Amt zu behalten. Ganz sicher kann man sich da seit Donnerstag nicht mehr sein.

Sollte der DFB Präsident viel mehr wissen, als er präsentiert hat, ist er ein guter Schauspieler. Im Verdacht, ein Strippenzieher mit überbordender Chuzpe zu sein, stand der Ex-Sportjournalist bislang eigentlich nicht. Seine Flucht nach vorn — und nichts anderes war dieses waghalsige Ein-Mann-Manöver — hatte etwas Verzweifeltes und zeigte an, wie schlecht es um ihn steht: Niersbach schob die Verantwortung der Fifa zu — obwohl er selbst deren Exekutivkomitee angehört. Und er hat die „heilige Kuh“ Franz Beckenbauer in Erklärungsnöte gebracht — obwohl der zu seinen Freunden zählt. Da brodelt entweder viel Machtkalkül in Niersbach — oder aber die schlichte Erkenntnis: Warum soll ich ausbaden, was ganz andere verbrochen haben, die jetzt schweigen?

Fast alles bleibt unbeantwortet: Warum nimmt der DFB kein Geld bei einer ordentlichen Bank auf, statt es sich beim Adidas-Chef Dreyfus zu besorgen? Warum kassiert die Fifa überhaupt eine Gebühr, wenn Sie danach ein Vielfaches als Unterstützung an das WM-OK zurücküberweist? Keine Antworten, viel Gestammel, Dementis der Fifa, Schweigen bei Beckenbauer. Es wird einsam um Niersbach.