Meinung Zehn Jahre Islamkonferenz: Das Verständnis fehlt

Wenn man nach zehn Jahren auf die Islamkonferenz schaut, dann lässt sich leider nur eine Bilanz ziehen: Ohne klare Richtung und mit nur wenig greifbaren Ergebnissen begeht das Gremium an diesem Dienstag sein Jubiläum.

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Weder hat es dazu beitragen können, die unterschiedlichen islamischen Strömungen in Deutschland zusammenzuführen, oder wenigstens etwas miteinander zu versöhnen. Noch ist es der Konferenz gelungen, die Akzeptanz für den Islam in der Gesellschaft zu erhöhen. Oder die des Islams für die säkular geprägte deutsche Kultur.

Es lässt sich eben leicht sagen, der Islam gehört zu Deutschland. Schwer ist es, diesen Satz auch konkret umzusetzen. Hinzu kommt, dass derzeit der Terrorismus den Blick auf diese Religion verstellt. Die Barbaren vom sogenannten Islamischen Staat, neue Sicherheitsgesetze, die AfD oder der Streit um ein Burka-Verbot prägen die Diskussion. Nicht die Rolle des friedlichen Islams in der Gesellschaft.

Die wenigen Erfolge der Konferenz, wie die Fortschritte beim islamischen Religionsunterricht an den Schulen oder bei der Imam-Ausbildung, wurden zudem stets davon überdeckt, dass immer wieder einzelne Teilnehmer ihr frustriert den Rücken gekehrt haben. Auch wegen der gegenseitigen Konkurrenz der beteiligten Organisationen.

Womit nicht gesagt sein soll, dass der Dialog grundsätzlich ein Fehler gewesen ist. Das Gespräch zu suchen ist immer richtig und notwendig. Doch irgendwann muss eine institutionalisierte Debatte mehr Substanzielles hervorbringen. Es ist jedoch nicht zu erkennen, womit die Islamkonferenz die Teilhabe der Muslime am gesellschaftlichen Leben in Deutschland praktisch und nachhaltig gestärkt hat. Das war eines der Ziele.

Unschuldig ist die Politik daran ganz und gar nicht. Die diversen Innenminister haben in den letzten zehn Jahren immer auch versucht, dem Gremium jeweils eine andere, politische Ausrichtung zu geben: Wolfgang Schäuble wollte einen grundsätzlichen Dialog zwischen Politik und Islam, Thomas de Maizière setzte die Akzente dann auf die Integrationsfragen, und Hans-Peter Friedrich fordert eine "Sicherheitspartnerschaft" zwischen Muslimen und Behörden, was von einigen Verbänden als eine Art staatlicher Generalverdacht verstanden wurde. Es fehlte an Konstanz.

Auch der jetzige Innenminister, es ist wieder de Maizière, will den Komplex Sicherheit nun in den Mittelpunkt der Konferenz rücken. Die Wiederbelebung des alten Streits mit den Islamverbänden ist damit programmiert. Doch nachdem es nun auch in Deutschland Anschläge geben hat, wäre es ein Fehler, darüber nicht reden zu wollen. Denn nur so lässt sich der Gesellschaft etwas von der Angst, manchmal sogar von der Hysterie mit Blick auf diese Religion nehmen. Anders nicht. Und genau das muss doch auch eine Aufgabe der Islamkonferenz in den nächsten Jahren sein.