Schnelles Internet 100.000 Glasfaseranschlüsse für Düsseldorf

Düsseldorf · Der Ausbau superschneller Internet-Zugänge kommt in Fahrt. Düsselfibre will im Norden investieren, die Telekom gerät unter Druck.

Mit einem bunten Glasfaserkabelstrang stehen zusammen: Christopher Rautenberg, Geschäftsführer der Düsselfibre-Muttergesellschaft Metrofibre und Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU).

Foto: Stadt Düsseldorf

Nachdem die Landeshauptstadt bei superschnellen Online-Zugängen über Glasfaserleitungen speziell gegenüber Vorreiter Köln deutlich zurücklag, kommt der Ausbau nun in Schwung. Ende Juni hatte Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) der Telekom noch das Zugeständnis abgerungen, bis Ende 2025 mehr als 160 000 der Düsseldorfer Haushalte mit Glasfaser anzuschließen. Doch das reicht natürlich nicht, um alle rund 330 000 Haushalte sowie Tausende Unternehmen zu versorgen.

Am Mittwoch dieser Woche kam die Überraschung: Das in Düsseldorf sitzende Unternehmen Metrofibre will unter der Marke Düsselfibre rund 100 000 Anschlüsse in der Stadt legen – im Norden soll es losgehen. Die Stadt will den Ausbau unterstützen, eine Absichtserklärung ist unterschrieben. „Unser Ziel ist, bis 2030 ganz Düsseldorf mit Glasfaser versorgt zu haben“, sagt Keller – und ergänzt: „Mit Düsselfibre und dem Ausbau in den nördlichen Stadtteilen machen wir den nächsten großen Schritt, weitere werden noch folgen. Für uns als Landeshauptstadt ist die Verfügbarkeit einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur ein Muss.“

Tatsächlich startet ein spannender Kampf um Infrastruktur, der vergleichbar in vielen Städten läuft. Die Kunden profitieren durch besseres Angebot, sie dürfen sich aber auch nicht nervös machen lassen. Denn erst einmal werden Telekom und Metrofibre Hausbesitzer um die Zustimmung bitten, ihre Häuser anschließen zu dürfen – ein Anliegen, dem sich die Besitzer nicht verschließen sollten. „Wenn ein Unternehmen anbietet, Haus oder Wohnung kostenlos mit einem Glasfaser-Anschluss zu versorgen, ist dagegen erst einmal nichts einzuwenden“, sagt Wolfgang Schuldzinski, Chef der NRW-Verbraucherzentrale. Es müsse aber „klar sein, dass keine Baustelle oder ein offenes Loch“ überbleibe. Zusätzlich buddelt der Vodafone-Ableger OXG in einigen Gebieten.

Metrofibre will sich erst auf
den Norden konzentrieren

Im Sommer kündigte die Telekom an, die Bauarbeiten erst einmal in den zentralen Stadtteilen Flingern, Düsseltal, Oberbilk, Hellerhof, Bilk, Eller und Lierenfeld zu starten. Die Stadt hat Metrofibre dazu gebracht, das Graben vorerst auf den Norden zu konzentrieren. Die genauen Gebiete bleiben geheim. „Wenn die Telekom hört, dass ein Konkurrent Glasfaser plant, wirbt sie in solchen Stadtteilen oft gezielt um Unterschriften dafür, dass Häuser angeschlossen werden können“, sagt ein Branchenkenner und ergänzt: „Wann und ob das Telekom-Projekt wirklich startet, ist dann zwar völlig offen, aber die Konkurrenten haben es dann schwerer, Zustimmung für ihre Vorhaben zu gewinnen, weil die Bürger verunsichert sind.“

Die Stadt Düsseldorf hält sich an eine Vereinbarung, die avisierten ersten 14 Stadtteile von Düsselfibre erst einmal vertraulich zu halten. Breitbandkoordinator Martin Lutz sagt, die Stadt habe Metrofibre einen Hinweis gegeben, wo man gerne zuerst Investitionen hätte: „Wir dürfen sagen, wo wir einen Ausbau besonders gut finden. Und dort unterstützen wir auch.“ Verboten wäre jedoch, wenn die Verwaltung die Stadtgebiete einzelnen Telefonfirmen zum Ausbau „zuteilen“ würde.

Was bedeutet das alles für Kunden? Telekom und Düsselfibre wollen die reinen Anschlüsse kostenlos legen. Die Telekom wirbt dafür, dass Kunden einen Glasfaseranschluss auch wirklich nutzen, indem sie ein höheres Tempo für mehr Geld buchen sollen. Aktuell kostet ein Glasfaservertrag mit einem Übertragungstempo von 1000 Megabit/Sekunde 79,95 Euro im Monat, ein DSL-Vertrag mit 250 Megabit kostet 54,95 Euro und reicht den meisten Verbrauchern gut aus. Telefonica Deutschland (O2) und 1&1 vermarkten Glasfaser der Telekom auch unter ihrem Namen – typisches Untermietgeschäft wie bei DSL.

Düsselfibre will keine Verträge selbst vermarkten, sondern alle Anschlüsse von den bekannten Adressen wie Telefonica und 1&1 verkaufen lassen. Der Beiratsvorsitzende Gerhard Mack sagt: „Wir stehen für das Prinzip des offenen Zugangs. Wir hätten gerne alle Dienste-Anbieter auf unserem Netz, um den Kunden breite Auswahl zu geben.“ Metrofibre will bis 2030 alle Häuser in Düsseldorf anschließen, die Telekom will bis 2030 insgesamt 260 000 Anschlüsse legen. Das läuft auf harte Konkurrenz hinaus, in einigen Straßen könnte doppelt gebuddelt werden. Metrofibre ist offen dafür, dass die Telekom ihre Anschlüsse unter ihrem Namen verkauft, umgekehrt weigert sich die Telekom bisher, Glasfaser-Anschlüsse der Wettbewerber unter seiner Marke zu verkaufen. Dies gehe nicht, weil so Serviceversprechen laut AGBs nicht eingehalten werden können, sagt ein Sprecher. Man könnte es auch als typische Denkweise eines Ex-Monopolisten interpretieren, der nur eigene Infrastruktur vermarkten will.