Handball Handball wird ein „Gläsernes Spiel“

Dormagen. · TSV Bayer Dormagen spielt gegen den TV Hüttenberg – und braucht neben Taktikanalyse auch eine gute Tagesform.

Um besser auf unterschiedliche Werfer reagieren zu können, bereiten sich die Handballer mit akribischen Videoanalysen auf ihren jeweiligen Gegner vor.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Es gibt Sportarten, da gleichen Auswärtsspiele auch im Jahre 2019 noch einer Reise ins Ungewisse. Der Handball gehört definitiv nicht dazu. Nichts oder nur wenig über den Gegner zu wissen, das kann sich kein Handball-Trainer leisten, schon gar nicht in einer Zweiten Bundesliga, in der kurz vor Ende der Hinrunde den Viertletzten gerade mal vier Punkte vom Tabellensechsten trennen.

Der Handball ist gläsern geworden. Torhüter wissen genau über die Wurfvarianten der gegnerischen Angreifer Bescheid, weil sie ihnen von ihren Trainern bis zum Erbrechen per Video vorgespielt werden. Umgekehrt kennen die Rückraumschützen, Außen und Kreisläufer meist die Stärken und Schwächen der Keeper. Vielleicht ist diese akribische Vorbereitung der Grund, warum es so eng zugeht in dieser Zweiten Liga, warum auch im Oberhaus den Spitzenreiter nur vier Zähler vom Tabellenachten trennen und den Elften auch nur vier vom Drittletzten.

Eine ungewöhnliche Formation zeichnet den TV Hüttenberg aus

Und warum immer mehr Trainer davon sprechen, dass „die Tagesform“ entscheidend sei. Zu der können sie durch akribisches Gegnerstudium eine Menge beitragen. Dusko Bilanovic ist so einer, der nichts dem Zufall überlässt. Deshalb haben seine Handballer in dieser Woche anders trainiert als in den voraufgegangenen. Denn am Samstag (23. November, 19.30 Uhr, Sportzentrum an der Hauptstraße) wartet der TV Hüttenberg auf den TSV Bayer Dormagen. Die Hessen, die vor zwei Jahren noch in der Ersten Liga spielten, jetzt aber wie vergangene Saison ums Überleben in der Zweiten kämpfen, sind am 13. Spieltag der erste Dormagener Gegner, der mit einer einer eher ungewöhnlichen Deckungsformation zum Erfolg will. Während die meisten Zweitligisten (wie der TSV Bayer) auf eine defensiv orientierte 6:0-Variante setzen, ein paar andere eine 5+1-Abwehr bevorzugen (bei der ein Deckungsspieler in der Mitte vor dem Block versucht, den gegnerischen Rückraum zu stören), vertraut Hüttenbergs Frederick Griesbach auf das 3-2-1-System.

Will heißen: Nur drei Defensivstrategen „bewachen“ den eigenen Wurfkreis, die anderen drei stören schon ein paar Meter davor den Spielaufbau des Kontrahenten – oder versuchen es zumindest. „Darauf müssen wir vorbereitet sein,“ sagt Bilanovic. Und hat deshalb seit Dienstag im Training viel mit sogenannten Kleingruppen gearbeitet, in denen drei oder vier Angreifer ebenso vielen Abwehrspielern gegenüberstehen. „Damit die Spieler viel in Bewegung kommen,“ gibt der 48-Jährige Einblick in seine Trainingsmethodik. Denn gegen eine solche Deckung sind flinke Beine gefragt.

„Zum Glück haben wir Spielertypen, die das können,“ sagt Bilanovic. Auch wenn er zwei Tage vor dem Anpfiff noch nicht genau weiß, wer ihm überhaupt zur Verfügung steht am Samstagabend. Zwar sind die zuletzt wegen Verletzung oder Krankheit fehlenden Heider Thomas, Pascal Noll und Julian Köster wieder ins Training eingestiegen, dafür haben sich andere wegen der weiterhin grassierenden Erkältungswelle abgemeldet. „Da müssen wir durch, das geht anderen genauso“, sagt Bilanovic.

Ian Hüter fällt wegen
eines Fingerbruchs aus

Einer, den er gegen eine offensive Deckung gut gebrauchen könnte, fehlt auf jeden Fall: Für Ian Hüter käme nach seinem Fingerbruch ein Einsatz noch zu früh. Der Rückraum-Allrounder, der am Freitag 22 Jahre alt wird, traf beim letzten Aufeinandertreffen im Februar sieben Sekunden vor dem Schlusspfiff zum 21:20-Endstand, nachdem die Dormagener bereits 17:11 (43.) geführt hatten. Es war der erste Dormagener Sieg unter Regie von Dusko Bilanovic. Der hätte gegen eine Wiederholung nichts einzuwenden: „Zwei Punkte sind ganz klar unser Ziel, aber die zu holen wird sehr schwer.“ Schließlich kommt es auch am Samstag auf die Tagesform an.