Neues Buch über 50 Jahre freie darstellende Kunst in Düsseldorf Es ist Bewegung in der Szene

Düsseldorf · Jörg Lensing und Jens Prüss stellen ihr Buch vor: „Die Bretter, die die Stadt bedeuten“.

Tanz spielt nicht nur beim Düsseldorf-Festival eine Rolle.

Foto: Düsseldorf Festival/Tamas Lek

Selten war eine Sachbuchvorstellung so kurzweilig und unterhaltsam wie jetzt im Theatermuseum. Jörg U. Lensing und Jens Prüss präsentierten ein Gemeinschaftsprojekt, das sowohl Grundlagenwerk als auch Zeitdokument ist. „Die Bretter, die die Stadt bedeuten“ haben sie es überschrieben. Darin beleuchten die beiden fünf Jahrzehnte freie darstellende Künste in Düsseldorf.

Als Lensing Prüss von der Idee erzählte, darstellenden Künsten ein Buch zu widmen, war der verhalten optimistisch. „Das bedeutet viel Arbeit, wenig Geld – und ein Verlag muss ja auch noch zustimmen“, sagte Prüss und hoffte, dass Lensing die Idee zu den Akten legen würde. Doch dann kam die Zusage des Droste-Verlags. Die beiden legten los. Es sollte keine staubtrockene Abhandlung werden, die nur in Fachkreisen gelesen wird. „Die Bretter, die die Stadt bedeuten“ vereint Interviews mit über 40 Kreativen, die Lensing und Prüss geführt haben. „Zum Teil ergänzen sich die Aussagen, manchmal widersprechen sie einander auch“, erzählte Lensing. Er verriet, dass sie weit mehr potenzielle Interviewpartner angeschrieben hätten, doch ein Teil sich auf die Anfragen nicht zurückgemeldet, andere die Mitarbeit verweigert hätten. Ein Beleg dafür, wie viel Bewegung in der Szene ist, die ihre erste große Zäsur zum Jahrtausendwechsel erfuhr, als die Karten durch die Stadtpolitik neu gemischt wurden.

Das Buch ist ein lebendiger Rückblick auf fünf Jahrzehnte Tanz, Theater und performative Künste in Düsseldorf. Am Anfang gab es noch keine Strukturen, da hieß es: einfach mal machen. Heute, so erfährt der Leser, haben es freischaffende Künstlerinnen und Künstler nicht leicht. Denn Häuser, die aus dieser wilden Anfangszeit hervorgingen wie das Tanzhaus NRW (als Nachfolge von Die Werkstatt) oder das FFT (als Nachfolge des Juta und der Kammerspiele), werden inzwischen kuratiert. Kreative, die in diese Konzepte nicht hineinpassen, müssen sich andere Wege und Bühnen suchen.

Lensing und Prüss berichten auch davon, wie das Asphalt-Festival und das Düsseldorf-Festival entstanden sind – Events, die längst weit über die Stadtgrenzen hinaus Strahlkraft entwickelt haben. Es kommen Protagonisten der ersten Stunde zu Wort wie Ernest Martin und Jürgen Mühle, aber auch Aktive der aktuellen freien Szene, darunter Christof Seeger-Zurmühlen, Christiane Oxenfort, Ben J. Riepe, Manes Meckenstock, Maura Morales und Claudia Küppers. Die Interviewform gibt Raum für Erinnerungen und Erfahrungen (gute wie schlechte), Kritik und im letzten Kapitel für Hoffnungen und Visionen, wie sich die freie Szene in Düsseldorf weiterentwickeln könnte. Das ist spannend zu lesen und auch interessant für alle, die einfach mal wissen wollen, wie alles anfing und was daraus wurde.

Info Jörg U. Lensing/Jens Prüss: Die Bretter, die die Stadt bedeuten. Droste-Verlag, 336 Seiten, 29,90 Euro.