Podcast zu 75 Jahre NRW  Jubiläums-Podcast erzählt von dem Kampf für saubere Luft in NRW

Düsseldorf · Von grauen Schloten und frischem Wind erzählt der neue Podcast zum 75-jährigen Bestehen des Landes NRW. Die Stiftung Haus der Geschichte erinnert an die Zeit des Smogs und lässt Umwelt-Pioniere der ersten Stunde zu Wort kommen. Was heute aus der dicken Luft geworden ist.

24.01.2022, Nordrhein-Westfalen, Grevenbroich: Dampf und Rauch steigt im Gegenlicht aus dem Braunkohlekraftwerk Niederaußem auf. Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Älteren unter uns werden sich daran erinnern, an ein Leben unter grauem Dunst: In den 60-er Jahren wehten keine Blütenpollen auf die Fensterbänke, dafür musste (in den allermeisten Fällen vermutlich) die Hausfrau täglich Flugasche fegen. 90 Hochöfen und ebensoviele Kohlekraftwerke pusteten damals jährlich Hunderttausende Tonnen Staub und vier Millionen Tonnen Schwefeldioxid in die nordrhein-westfälische Luft. Von blauem Himmel keine Spur.

Über viel dicke Luft und wie Politik und Bürger es geschafft haben, Mensch und Natur im Land davon zu befreien, erzählt die neue Folge des Jubiläums-Podcasts „Unser Land. Geschichten aus 75 Jahren NRW“ der Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen. „Ein neuer Wind“ heißt sie und lässt Zeitzeugen und Experten zu Wort kommen, die sich etwa an die frühen Aktionen von Umweltaktivisten und die ersten Fahrverbote erinnern.

Wie es sich anfühlt, in über 100 Metern Höhe auf der Schornstein-Plattform eines Braunkohlekraftwerkes zu stehen, kann man sich vorstellen, wenn man einer damaligen Aktivistin zuhört, die 1983 in luftiger Höhe ein Plakat mit der Aufschrift „Stoppt den sauren Regen“ ausrollte. Damit es zu derart spektakulären Aktionen überhaupt kommen konnte, waren rund 20 Jahre Arbeit nötig. Vor allem in den 60-er Jahren präsentierte „der technische Fortschritt seine Rechnung“, wie es in einem Info-Film der damaligen Landesregierung heißt. Der Mangel an Licht und Luft machte Mensch und Tier und Umwelt krank.

Übersterblichkeit lag im Ruhrgebiet 1962 bei 30 Prozent

Trauriger Höhepunkt: Im Dezember 1962 lag für einige Tage die Übersterblichkeit im Ruhrgebiet bei 30 Prozent. Vor allem Schwefeldioxid und Staub verpesteten die Luft.

 Aber im Schlechten liegt manchmal auch etwas Gutes. Und so machten die rauchenden Schlote NRW zum Pionierland der Umweltbewegung. So früh wie in keinem anderen Winkel in Deutschland formierten sich Bürgervereine und Initiativen zum Schutz von Mensch und Umwelt. Bei Zigarre und Bier saß man beisammen und holte dazu auch schon früh die Politik ins Boot.

Das Ergebnis: Schon 1962 erließ der NRW-Landtag das erste Emissionsschutzgesetz. Erst zwölf Jahre später zog der Bund nach. Und auch moderne Technik entstand im Land: Der Essener Chemiker Heinrich Stratmann schaffte mit seinem mobil einsetzbaren „Stratmann-Koffer“ schon um 1960 einen Quantensprung in der Messtechnik. Damit wurde die Schwefeldioxid-Konzentration in der Luft überhaupt erst an vielen Orten systematisch messbar.

Und heute? Schwefeldioxid und Staub spielen nahezu keine Rolle mehr bei der Luftbelastung. Feinstaub und Stickoxide sind dafür zwar nachgerückt, aber: Heute ist der Himmel blau in NRW – zumindest wenn es gerade einmal nicht regnet.

Der Podcast „Unser Land. Geschichten aus 75 Jahren NRW“ ist kostenfrei abrufbar unter www.unser-land.nrw und verfügbar über alle gängigen Podcast-Plattformen.

Die Jubiläumsausstellung „Unser Land. 75 Jahre Nordrhein-Westfalen“ ist zu sehen im Behrensbau am Mannesmannufer 2; Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 9 bis 18 Uhr, samstags, sonntags, feiertags 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.