Verwaltung in Erkrath Personalmangel setzt Stadt zu

Erkrath · Offene Stellen, Krankheitsausfälle und eine erhöhte Fluktuation erschweren die Verwaltungsarbeit.

Fabian Schmidt ist der Technische Beigeordnete der Stadt.

Foto: Stadt Erkrath

(hup) Über Jahrzehnte war die Stadt mit Bestandspflege und -unterhalt beschäftigt, weniger mit großen Sanierungsprojekten und so gut wie gar nicht mit Neubauvorhaben. Jetzt kommt es dementsprechend dicke: „Der Investitionsbedarf ist auf einem ungekannten Niveau angelangt. Allein die Kosten für neue Hochbauten in den kommenden Jahren erreichen einen dreistelligen Millionenbetrag“, heißt es in einer Vorlage für die Politik, in der auch von einer größeren Belastung für Mitarbeiter und einem gestiegenen Bedarf an Mitarbeitern die Rede ist.

Neue gesetzliche Standards, etwa der Rechtsanspruch auf eine OGS-Betreuung auch in der Grundschule, würden künftig weitere bauliche Aufgaben mit sich bringen. Der Personaleinsatz im technischen Bereich habe allerdings schon jetzt seine Grenze erreicht, räumlich und finanziell – und es gelinge kaum noch, Stellen zeitnah zu besetzen oder wieder zu besetzen. Ausschreibungen müssten oft wiederholt werden, bevor sich ein geeigneter Bewerber finde. Und wegen Kündigungsfristen und Einarbeitungszeiten stünden neue Mitarbeiter naturgemäß erst mit Zeitverzug zur Verfügung. Angesichts der extremen Baukonjunktur und des Arbeitsmarktes verzeichnet die Stadt zurzeit ein erhöhtes Maß an Fluktuation, sodass auch 2021 einige Mitarbeiter zu anderen Arbeitgebern gewechselt wären. Erhebliche krankheitsbedingte Ausfälle verschärften die Problematik, die übrigen Mitarbeiter müssten diese Ausfallzeiten inklusive Einarbeitung mit abdecken.

Zudem sei der technische Fachbereich auch noch in einem demografischen Umbruch: Ältere Mitarbeiter nähmen ihr Fachwissen mit in den Ruhestand und neue müssten erst gefunden und eingearbeitet werden. Fazit: „Viele Stellen bleiben längere Zeit unbesetzt, die Ausfälle und deren Konsequenzen haben auch 2021 die Arbeitskapazitäten deutlich, teilweise gravierend, reduziert.“

Reduzierte Arbeitskapazitäten beunruhigen die Politik

Die Politik sieht das alles mit Sorge, da es die mit ihr abgestimmten Prioritäten und die Zeitpläne durcheinanderbringt. Die BmU hat den Eindruck, dass die Stadt sich auf die Neubauten konzentriert und dafür „sehr attraktive Stellen“ ausschreibt, die Bestandspflege hingegen nicht erweitert, sondern vernachlässigt, etwa dringliche Dachsanierungen an den Kitas Hochdahl-Mitte und Unterfeldhaus. Die FDP fragt sich angesichts der geschilderten Personalprobleme, ob die Verwaltung nicht mit der Fülle der Großprojekte überfordert ist – und ob die teils hohen Krankenstände und die Fluktuation darauf hinweisen, dass „etwas im Bereich der Planung nicht in Ordnung ist“ und Mitarbeiter sich nicht wohlfühlen bei der Stadt Erkrath. „Als Vorgesetzter würde ich mir da ein paar Fragen stellen“, unterstreicht FDP-Fraktionschef Ralf Lenger.

Hat die Verwaltung also am Ende ein Führungsproblem? Dieser „steilen These“ stellt sich der technische Beigeordnete Fabian Schmidt entschieden entgegen. Er habe „natürlich im Blick“, dass alle Mitarbeiter gesund bleiben und es wären auch nicht alle Erkrankungen arbeitsbedingt. Es gebe Fortbildungen für Mitarbeiter und man habe insgesamt „ein sehr gutes Team“. Der Druck sei durch sich permanent verändernde Rahmenbedingungen sehr groß und die Leistungsgrenze jetzt erreicht. Die hohe Fluktuation sei dem Arbeitsmarkt geschuldet: „Die Bewerber können sich heutzutage die Stellen aussuchen. Manche wechseln, wenn sich ihnen eine Perspektive bietet, die sie bei uns nicht haben, andere gehen, wenn die neue Stelle zum Beispiel näher am Wohnort liegt. Außerdem versuchen zunehmend andere Städte, die ebenfalls Personalprobleme haben, unsere Mitarbeiter abzuwerben. Gegen diese Art von Kannibalismus unter den Kommunen verwahre ich mich“, so Fabian Schmidt. Jan Wirtz (CDU) sieht die Verantwortung für die städtischen Personalprobleme auch bei der Politik: Die meckere, fordere teils zu viel, verschlechtere damit die Arbeitsbedingungen der Verwaltung, frustriere die Mitarbeiter und schrecke potenzielle Bewerber ab.