Boxen Als die Box-Elite aus Düsseldorf kam

Der legendäre Boxring feiert am Samstag seinen 75. Geburtstag. Doch der Klub sorgt sich um sein weiteres Bestehen.

Boxlegende Max Schmeling (l.) gratuliert Manfred Homberg nach einem gewonnenen Kampf bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom.

Foto: RP/HORSTMUELLER GmbH

(tino) Ralf „Printe“ Krompaß Gefühlsleben ist durcheinander. Auf der einen Seite freut sich der Vorsitzende des Boxrings Düsseldorf auf den Samstag. Dann steigt nämlich die Sause anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Boxrings. Auf der anderen Seite macht sich Krompaß große Sorgen um die Zukunft des Vereins. „Ich bin mir momentan nicht sicher, dass der Boxring die nächsten 75 Jahre erlebt“, gesteht Krompaß. „Die Stadt hat das Grundstück, auf dem unsere Halle steht verkauft. Aus den vielen Gesprächen mit dem Sportamt und den Versprechungen für einen adäquaten Ortswechsel ist bis jetzt nichts geworden.“ Vom 3200 Quadratmeter großen Leistungszentrum sei die Rede gewesen, jetzt soll nur noch ein Grundstück als Ersatz gestellt werden. „Sie haben uns zunächst den Mund wässrig gemacht, aber einen Monat später war alles nichtig“, ärgert sich Krompaß. „Wir wissen, dass die Stadtwerke 2023 mit der Bebauung des Areals anfangen möchten. Wenn uns bis dahin nicht geholfen wird, sind wir die Dummen. Ich hoffe aber, dass uns die Stadtwerke nicht hängen lassen werden.“

„Printe“ war 130 Mal
in der Bundesliga aktiv

Krompaß macht klar, dass der Boxring keine 3200 Quadratmeter Halle braucht. „Wir brauchen Trainingsmöglickeiten mit einem Ring, etwas Platz drumrum für Sandsäcke und andere Trainingsgeräte und ein paar Parkplätze vor der Tür. Mehr nicht“, konstatiert der Boxring-Vorsitzende.

Und doch will er sich die Freude auf das Jubiläum nicht vermiesen lassen. Zu viel Spaß macht der Blick zurück auf die glorreiche Geschichte des Klubs. Dazu hat er auch selber einiges beigetragen. „Printe“, wie er gerufen wird, war Westdeutscher Meister und trat 130 Mal in der Bundesliga an. Allerdings nicht für den Boxring Düsseldorf. Denn als Printe gut war, war die Glanzzeit des Boxrings bereits vorbei.

Es gab in den 50er- und 1960er Jahren Zeiten, da war Düsseldorf eine der deutschen Box-Hochburgen. Auch weil der legendäre Boxtrainer Heini Heese immer wieder junge Düsseldorfer zu richtig guten Faustkämpfern ausbildete. So gab es Zeiten, in denen Boxer aus Düsseldorf den Großteil der deutschen Nationalmannschaft stellten. „Damals kamen zu den Bezirksmeisterschaften mehrere tausend Zuschauer“, erklärt der Fachschaftsleiter Boxen im Stadtsportbund Wolfgang Wycisk. Zu diesen Zeiten kamen reihenweise deutsche Meister aus der Heese-Staffel. Einer der besten war Manfred Homberg. Der gebürtige Düsseldorfer holte 1957 und 1959 die Europameisterschaft im Fliegengewicht (bis 51 kg) nach Düsseldorf und gewann drei nationale Meisterschaften. Beeindruckend war Hombergs Bilanz bei Länderkämpfen. 19 Mal kämpfte er für sein Heimatland, verlor aber nur ein Mal – und das unter zweifelhaften Umständen. 1958 beim Länderkampf in Helsinki verhalfen zwei finnische Punktrichter ihrem Landsmann Paavo Roininen zum Erfolg.

Oder Egon Schidan. Noch vor Homberg war Schidan ein Boxidol, war er doch dreimal hintereinander deutscher Meister im Bantamgewicht (bis 54 kg) und vertrat Deutschland bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki. Schidan war es dann auch, der gemeinsam mit seinem Bruder dem Boxring zur derzeitigen Trainingsstätte verhalf. „Das ging damals aber alles nicht mit rechten Dingen zu“, gesteht Kompraß. „Als ich vor 21 Jahren zum Boxring gekommen bin, hatte der Verein mehr als 300.000 Mark Schulden. Heute sind wir fast schuldenfrei.“ Irgendwas ist halt immer beim Boxring. Printe Krompaß hofft, dass das auch die nächsten 75 Jahre so sein wird.